Bad Bramstedt (em) Nach zehn Jahren und zehn Monaten knipst Kurt Riecke das Licht aus, im Propstbüro Bad Bramstedt, gleich hinter der Maria-Magdalenen-Kirche. In einem feierlichen Gottesdienst am Pfingstmontag verabschiedet sich der Theologe aus seinem Amt als Propst des Ev.-Luth. Kirchenkreises Altholstein, aus der Stadt und geht in den Ruhestand.

„Da war richtig Aufbruchstimmung, als ich 2011 angefangen habe“, erinnert sich Kurt Riecke. In der Stadt seien manche „stolz wie Hulle“ gewesen, dass Bad Bramstedt jetzt auch einen Propst hatte. Und dann war da noch der Briefträger, der ihn gleich nach seinem Einzug fragte: „Sind Sie der Papst [sic!] von Bad Bramstedt?“ Riecke lacht. Nein, so etwas wie ein Papst auf evangelisch wollte er nie sein, und war er nie.

Im Gegenteil: Sein kollegialer und teamorientierter Führungsstil hat seine ganze Amtszeit geprägt. „Ich will meinen Mitarbeitenden nicht ständig reinreden, sondern die Leute ermutigen, sie machen selbst lassen. Nur wenn Dinge richtig schieflaufen, greife ich ein.“, erklärt der leitende Geistliche. Diese Einstellung hat Riecke mit seiner offenen und herzlichen Art, auf alle und jeden zu zugehen, verbunden.

„Mir war es wichtig, die Menschen in meinen elf Kirchengemeinden zu begleiten“, spricht der Seelsorger aus ihm. Er schwärmt davon, wie viele Leute sich ehrenamtlich dort engagierten. „Die widmen ihrer Kirchengemeinde tierisch viel Zeit und tauchen doch in der Öffentlichkeit kaum auf. Denen zu sagen: ‚Ich sehe Euch, und ich schätze, wie viel Gutes ihr tut‘, das waren super Momente“, erinnert sich Riecke.

Seinen Pastorinnen und Pastoren wollte er mehr Coach denn Chef sein. „Ich würde mir wünschen, dass kirchliche Arbeit in Zukunft noch kreativer wird, dass wir noch genauer zuhören, was die Menschen brauchen. Aber das muss ohne Druck geschehen, Kirche sollte einfach auch Raum für verrückte Ideen bieten“, denkt der scheidende Propst bereits an die Zeit nach seinem Ruhestand.

Für die hat Riecke bereits reichlich Pläne. Papua-Neuguinea würde er gerne wiedersehen. Auf dieser Insel im Südpazifik lebte er, gerade Anfang Dreißig, mit seiner Familie, arbeitete dort mehrere Jahre als Pastor, Missionar und gleichzeitig Ausbilder für die junge evangelische Kirche. Bis heute leuchten seine Augen, wenn er über diese Zeit spricht. Mehr Sport will Riecke machen: „Vielleicht fange ich das Joggen wieder an.“ Er könne sich auch vorstellen, die Hausarbeit mit seiner Frau Marianne gerechter aufzuteilen. „Bügeln kann ich richtig gut. Jetzt habe ich mir einen Thermomix angeschafft. Das gibt bestimmt Diskussionen“, lacht der 65-Jährige.

Vielleicht einen Ticken mehr Schlaf wolle er sich gönnen. Als Propst waren 60-Stunden-Arbeitswochen die Regel. „Dann stehe ich statt um 6 Uhr eine halbe Stunde später auf, mache Frühstück, und um 9 Uhr beginnt dann das Programm. Ich kann doch nicht so in den Tag reindrömmeln“, meint der angehende Ruheständler.

Mit Riecke verliert Bad Bramstedt den Status als Propstsitz. Seine Aufgaben teilen sich in Zukunft seine Kieler Kollegin Almut Witt und sein Neumünsteraner Amtsbruder Stefan Block. Dieser wird auch für die Diakonie Altholstein zuständig sein, die für Riecke neben den Kirchengemeinden immer ein besonderes Anliegen war. „Gerade in der Pflege arbeiten unsere Leute dort am Anschlag. Aber sie sind einfach klasse organisiert und total motiviert, und das begeistert mich sehr.“

Für die nächsten Jahre wünscht er sich, dass sich Kirchengemeinden und Diakonie im Kirchenkreis Altholstein gegenseitig schätzen und unterstützen. Neue Angebote könnten daraus entstehen, meint Riecke: „Und letztlich ist alles was wir tun, lebendige Mission.“
Im Gottesdienst am Pfingstmontag, 24. Mai, um 15 Uhr entpflichtet Bischof Gothart Magaard Kurt Riecke von seinen Aufgaben als Propst. Diese Feier im Kirchgarten am Schlüskamp in Bad Bramstedt ist wegen der Einschränkungen durch Corona nur für geladene Gäste vorgesehen.
Foto: © Anna Leste-Matzen