Bad Bramstedt (rj) Der Planungsausschuss hat nun dem Antrag von Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach zugestimmt, einen Stadtmarketingbeirat getragen von Stadt und Bürger- und Verkehrsverein (BVV) einzurichten. Er soll 2013 seine Arbeit aufnehmen. Themen für seine Arbeit gibt es genug.

Seit nunmehr drei Jahren wird diskutiert, wie der Verkehr aus der Stadt rausgeholt wird. Bislang beschränken sich die Pläne aber ausschließlich auf den Bleeck. Dort gilt ab 2013 Tempo 20, die Ampeln bleiben ausgeschaltet, die Hamburger Straße ist nur noch in eine Richtung befahrbar. Vom Tisch ist der Kreisel vor der Raiffeisenbank nebst Abholzen der alten Bäume um das Denkmal. Reicht das, um den Verkehr auf die Kreuzung Butendoor/Lohstücker Weg zu lenken? Das Nadelöhr Bleeckerbrücke/Kirchenbleeck zum Beispiel taucht in der einjährigen Probephase gar nicht auf, wie auch der Landweg und Maienbeeck.
Für die Aufwertung der Einkaufsstraßen fehlt der finanziell klammen Stadt das Geld. Keine leichte Aufgabe für einen Stadtmarketingbeirat. Geht es nach dem BVV, müssen ein Maßnahmenkatalog für eine gezielte Neuansiedlung und Bestandspflege erfasst, ein aktives Leerstandsmanagement speziell für prägende Einzelhandelsflächen im Innenstadtbereich umgesetzt und interessante Unternehmen gezielt akquiriert werden. Hinzu kommen gestaltende und lenkende Maßnahmen im gesamten Innenstadtbereich. Ob der BVV tatsächlich im Beirat mitwirkt, ist allerdings noch offen. „Die Beratungen des Vorstandes, ob die Einladung angenommen wird, ist noch nicht abgeschlossen“, teilt Pressesprecher Karsten Peters mit.
Fest steht bereits, dass, nach der Kündigung von Ulrike Kütemeier, ein neuer Leiter des Tourismusbüros auch den Bereich Stadtmarketing in der Arbeitsplatzbeschreibung stehen haben wird.
Wir fragten bei den Parteien nach, was sie vom neuen Stadtmarketingbeirat erwarten und wie sie den Kompromiss der Tempo-20-Regelung für den Bleeck finden.

CDU: Erwartungen der Bürger prüfenMeinung und Politik
Die Idee vom Stadtmarketingbeirat ist neu und eröffnet die Möglichkeit, Gräben, die zwischen Kommunalpolitik und Gewerbetreibenden in diesem Jahr aufgerissen wurden, zu schließen. Die Aufregung über das Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet Süd, die Innenstadtgestaltung und der nach wie vor beunruhigende Leerstand in der Innenstadt sind Grund genug, alle verantwortlichen Gruppen an diesem Gremium zu beteiligen.
Als Frage sollte zunächst geklärt werden, welche Erwartungen die Bürger unserer Stadt zum Thema Einkauf, Arbeit und Freizeit haben. Sind geplante Verbesserungen der Aufenthaltsqualität vorrangig, gibt es einen Bedarf für kleine Läden und Cafés in der Innenstadt oder werden mehr Dienstleistungsbetriebe gewünscht?
Der immer wieder betonte Bereich des Tourismus sollte bei dieser Betrachtung zu neuer Bedeutung durch spezielle Angebote weiter entwickelt werden. Hier bietet sich ein dauerhaftes Konzept für den Weihnachtsmarkt und weitere Märkte an.
Der Vorschlag einer testweisen Einführung von Tempo 20 in der Innenstadt ist ein kostengünstiger Versuch, dauerhaft zu einer Verkehrsberuhigung auf dem Bleeck und der Innenstadt zu kommen. Es werden sicher auch gute und weniger gute Erfahrungen am Schluss der Testphase neue Erkenntnisse geben.

SPD: Jetzt anderen Straßen widmenMeinung und Politik
Die Genehmigung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs mit Tempo 20 auf dem Bleeck ist mehr als ein Kompromiss. Entsprechen-de Klärungen mit der Kreisverkehrsaufsicht wurden bereits vor zwei Jahren empfohlen. Wertvolle Zeit wurde vertrödelt. Natürlich sind wir über die jetzige Entwicklung froh. Eine deutliche, früher zu-gesagte Ausnahmeregelung hätte den Stadtverordneten und Bürgern manche Irrwege ersparen können und wir hätten nicht Pläne erörtern müssen, die wir eigentlich nicht wollten. Uns wurden sie aber als einzige Möglichkeit zur Verkehrsberuhigung dargestellt. Aber nun heißt es nach vorn schauen. Die jetzige Lösung bedeutet, wir können nun beherzt mit Provisorien unsere ursprünglichen Vorstellungen neu-er Verkehrsführungen für einen gewissen Zeitraum testen und da-nach gut vorbereitet dauerhafte Lösungen schaffen. Die Probephase wird von allen Bürgern Umstellung und Gewöhnung verlangen und sicherlich weitere Diskussionen bringen. Wir werden darauf aber flexibel und ohne großen Kos-tenaufwand reagieren können. Parallel können wir uns auch zusammen mit dem neuen Stadtmarketingbeirat intensiver als bisher den anderen Innenstadtbereichen widmen. Für den Landweg, Maienbeeck und Kirchenbleeck sind Überlegungen anzustellen, wie diese Zonen sich besser darstellen können. Dazu gehören bessere Aufenthaltsqualitäten, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer.

FDP: Beirat muss schnell anpackenMeinung und Politik
Das neue Fachmarktzentrum wird die Kunden zum Einkaufen an den Stadtrand locken. Es ist jedoch unumgänglich, das Augenmerk dieser Kunden auch auf die Geschäfte der Innenstadt zu richten. Dazu sollten der Bleeck und die Haupteinkaufsstraßen verkehrsberuhigt und somit attraktiver für Touristen, Kurgäste und Einwohner gestaltet werden. Alle Bürger der Stadt, Geschäftsleute, Verwaltung und Politik, müssen zusammenarbeiten, um die Stadt zu verschönern, bessere Angebote zu machen und damit die Stadt anziehender und lebendig zu erhalten. Wichtig ist unserer Meinung nach, dass auch die Konzepte über Öffnungszeiten, Kundenfreundlichkeit und Service der örtlichen Geschäfte überarbeitet werden, da heutzutage das Mehr an Kundenbetreuung ein entscheidendes Kaufargument bietet. Vom Stadtmarketingbeirat erwarte ich ein schnelles Anpacken dieser Aufgabe. Ansätze vom BVV im Sommer und vom FDP-Ortsverband im Januar 2012 gab es dazu. Der Beirat soll sich außerdem für die Ansiedlung weiterer attraktiver Geschäfte und Gastronomie in der Innenstadt einsetzen. Dafür sollte Werbung auf jede mögliche Art und Weise gemacht werden.
Den Vorschlag der Verkehrsaufsicht des Kreises mit der Tempo-20-Regelung findet die FDP sehr gut, denn er ist schnell zu realisieren, kostet wenig und ist, wenn er sich in der Erprobungsphase als nicht gut erweist, ohne große Kosten rückgängig zu machen.

Bündnis 90/Die Grünen: Leerstand ist zentrales ThemaMeinung und Politik
Der Stadtmarketingbeirat kann ein gutes Instrument zur Weiterentwicklung unserer Innenstadt sein, wenn er die richtigen Projekte in Angriff nimmt.
Eine ganz zentrale Aufgabe ist die Erstellung eines Leerstandskatas-ters für die Innenstadt. Die leer stehenden Liegenschaften können da-mit erfasst werden. Zugleich müssen Wege für eine offensive Vermarktung dieser Verkaufsflächen gefunden werden, verbunden mit einer Stärkung des positiven Images unserer Stadt. Damit wäre schon viel geschafft! Darüber hinaus bleiben gemeinsame Öffnungszeiten und gemeinsame Werbemaßnahmen ein wichtiges Thema. Hier ist der BVV schon seitlängerem erfolgreich aktiv in Form von Candlelight-Shopping und verkaufsoffenen Sonntagen im Frühling und im Herbst.
Die Tempo-20-Regelung für den Bleeck ist kein Kompromiss, sondern ein erster Schritt zur allgemeinen Verkehrsberuhigung in der In-nenstadt und zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität, auf den weitere folgen müssen. Dazu gehört die Ausweitung der verkehrsberuhigten Zonen auf Kirchenbleeck, Maienbeeck und Landweg. Mittelfristig sind auch bauliche Maßnahmen erforderlich, um die Attraktivität unserer Innenstadt zu erhöhen.