Bad Bramstedt (rj) In der Stadt wird derzeit darum gerungen, wie Betreuungs- und Erziehungsangebote künftig noch besser am Bedarf der jungen Familien ausgerichtet werden können. Eine große Baustelle sind Krippenplätze für unter Dreijährige.

Bedarf an U3-Plätzen besteht in Bad Bramstedt den Rechtsanspruch hat ab August nächsten Jahres jedes Kind. Derzeit gibt es 70 U3-Plätze, der Bedarf liegt bei 117. 141 Plätze müssen es werden, um auf die vom Kreis angestrebten 41 Prozent Abdeckung zu kommen.
Keine einfache Aufgabe, doch es gibt auch Bewegung. So sind jetzt die Mittel für zwei Krippengruppen in einem Neubau auf dem Grundstück der Kindertagesstätte „Arche“ Träger ist die Evangelisch-Lutherische Kirchengemein-de bewilligt worden. Der DRK-Kreisverband wiederum will eine Krippengruppe in der Einrichtung „Löwenzahn“ schaffen. Zehn Plät-ze kommen im Integrationskindergarten „Mullewapp“ hinzu. Nimmt man alle Vorhaben zusammen, entsteht insgesamt Raum für 100 Kinder. 41 weniger als vom Kreis an-gestrebt. Und selbst die 41 Prozent Abdeckung sind eventuell nicht ausreichend.
Aufgrund der hohen Nachfrage nach U3-Plätzen wird in der bundesweiten Fachdiskussion in-zwischen davon ausgegangen, dass wesentlich höhere Ausbaugrade erforderlich sein werden. Der Kreis Segeberg, als Träger der Kinder- und Jugendhilfe zuständig für die Planung und Sicherstellung der Kinderbetreuung, rechnet so eigentlich mit einer Nachfrage von durchschnittlich 49 Prozent. „Um dem gerecht zu werden, bedarf es einer deutlichen Aufstockung der Bundes- bzw. Landesmittel, und zwar sowohl für die Investitionen als auch für den laufenden Betrieb der Einrichtungen“, so Manfred Stankat, Leiter des Amtes für Jugend und Kultur in der Kreisverwaltung. Für Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach ist das Thema ebenfalls längst nicht zu Ende. „Erste Beschlüsse und Investitionsentscheidungen wurden zwar gefasst, das Thema wird uns aber weiter beschäftigen.“
Nach den Sommerferien ist der Ausbau der Krippenplätze wieder Thema des Aussschusses für Soziales, Senioren, Jugend und Gleichstellungsangelegenheiten. Wir fraten vorab bei den Parteien nach.

CDU: Bund & Land müssen helfen
Viele Gemeinden und Städte er-warteten den demografischen Wandel, doch in Südholstein traf dieser Rückgang der Geburtenzahlen bislang nicht ein. Darüber können wir uns freuen, denn Kinder geben unserer Stadt Zukunftsperspektiven. Gute Kinderbetreuungseinrichtungen geben Anreize für junge Familien, Bad Bramstedt als Wohnort zu wählen. Die Stadt ist bereits seit Jahren den gestiegenen Anforderungen nach bedarfsgerechten Kindergartenplätzen nachgekommen. Eine gute Trägervielfalt, verschiedene Angebote wie ein Waldkindergarten, Familiengruppen, Ganztagsangebote, Integrationsgruppen und Krippenplätze gehören bereits jetzt schon zu dem Leistungsspektrum. Wir wissen jedoch, dass die Nachfrage für Krippenplätze stark ansteigt. Der Neubau von drei Krippengruppen wird ein Beitrag sein, die ge-forderten 35 Prozent an Krippenplätzen zu erreichen. Ergänzt wird dieses Angebot durch Tagesmütter, die in der Hauptsache Kinder unter drei Jahren betreuen. Der darüber hinaus gehende Bedarf ist jedoch nur durch weitere Programme zum Neubau von Krippenplätzen und der notwendigen Umstrukturierung von nicht mehr benötigten Kita-Plätzen in den Kindergärten zu erreichen. Die Träger sind bei einer großen Nachfrage im U3-Bereich überfordert. Die Risiken einer langfristigen Verschuldung sind hoch, wenn nicht ausreichende Förderprogramme durch Bund und Land aufgelegt werden.

SPD: Handlungsbedarf vorhanden
Für die SPD Bad Bramstedt ist es seit Jahren oberstes Ziel, allen Eltern ein bedarfsgerechtes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen zur Verfügung zu stellen. Daher haben wir den Ausbau der Kapazitäten stets vorangetrieben. Das Ziel ist noch nicht erreicht, ohne uns wäre das Defizit jedoch wesentlich größer. Diese Zielsetzung gilt ebenso für die Bereitstellung von Krippenplätzen (U3-Bereich). Deshalb ha-ben wir in der letzten Sozialausschusssitzung der Einrichtung neu-er Gruppen gern zugestimmt. Die im Ausschuss unbefriedigend ge-führte Diskussion und der Bericht eines Vertreters des Kreises haben uns veranlasst, in der letzten Stadtverordnetenversammlung durch eine detaillierte Anfrage für Aufklärung insbesondere zur Bedarfssi-tuation zu sorgen. Die Antwort der Verwaltung lässt großen Handlungsbedarf erkennen.
Die Planung ist nicht einfach: Welchen Einfluss die von CDU und FDP beschlossene „Herdprämie“ haben wird, ist nicht absehbar. Diese un-selige Regelung macht es unmöglich, von Kinderzahlen auf Bedarfszahlen zu schließen.
Wir sind uns bewusst, dass die Attraktivität eines Ortes für junge Familien direkt vom Vorhandensein guter Kinderbetreuungseinrichtungen und somit auch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zusammenhängt. Deshalb werden wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, mit Partnern für die Trägerschaft die notwendigen Plätze zu schaffen.

FDP: Stadt ist gut vorbereitet
Dem Zug der Zeit folgend werden auch in Bad Bramstedt schon seit Jahren zunehmend Krippenplätze für unter Dreijährige nachgefragt. Problematisch kann natürlich gesehen werden, Kinder schon im ers-ten Lebensjahr öffentlich betreuen zu lassen. Aber auch dies sollte möglich sein, wenn es die Lebensumstände der Betroffenen erfordert. Schon frühzeitig haben sich die Stadtverordneten, die Verwaltung als auch die Kindergartenbetreiber diesen Erfordernissen ge-stellt und schon bedarfsgerecht Krippenplätze geschaffen. Für das demnächst beginnende Kindergartenjahr und in den darauf folgenden Monaten werden die Lebenshilfe und die Evangelische Kirchengemeinde weitere Kindergartengruppen zusätzlich auch für „Krippenplätze“ öffnen, sodass der steigenden Nachfrage begegnet werden kann. Zum Beginn des Kindergartenjahres 2013/14 wird für alle Nachfrager ein Krippenplatz zur Verfügung gestellt werden müssen, weil dies durch ein Bundesgesetz so vorgesehen ist. Die Stadtverwaltung ist darauf eingestellt, zeitnah den Bedarf bei den Eltern abzufragen, um gerüstet zu sein, sollte ein größerer Bedarf entstehen. Mit zusätzlichem Geld, das der Bund zur Verfügung stellt, sollte diese Aufgabe lösbar sein. Die FDP fürchtet allerdings, dass die vermehrt erforderliche Einstellung von geeignetem Fachpersonal eventuell schwierig sein wird. Wir werden mit den Beteiligten be-müht sein, den Bedarf zu decken.

Bündnis 90/Die Grünen: Ausbau ist notwendig
2012 haben alle Kinder ab drei Jahren einen Rechtsanspruch auf ei-nen Kindergartenplatz, ab August 2013 alle Kinder ab zwei Jahren. Eine gute Versorgung mit Kindertageseinrichtungen und Schulen spielt für junge Familien eine im-mer wichtigere Rolle. Sie bestimmt in einem hohen Maße über die Attraktivität einer Stadt und der Entscheidung für den Zuzug oder Verbleib. Derzeit bietet Bad Bramstedt 531 Plätze in neun Kindertageseinrichtungen an, darüber hinaus gibt es 26 Tagespflegestellen. Trotz eines Ausbaus der Plätze in der Kita Mullewap noch in diesem Jahr und dem geplanten Ausbau in der Arche wird die zu vermutende Nachfrage nicht zu decken sein. Um den tatsächlichen Bedarf konkret planen zu können, muss das Erfassungssystem verbessert werden (nicht jede Familie wird für ihr Kind einen Ganztagesplatz ab dem zweiten Lebensjahr in Anspruch nehmen). Der weitere Ausbau ist notwendig und wichtig, wird Bad Bramstedt aber vor finanzielle Probleme stellen. Derzeit führen die Kommunen Verhandlungen mit der Landesregierung, bei denen es um die Übernahme der Kostenanteile von Land und Kommunen geht. Damit wir als Kommune unseren weitergehenden familienpolitischen Verpflichtungen nachkommen können, benötigen wir zusätzliche Mittel. Mir persönlich gefällt die große Vielfalt an Trägern und Angebotsformen und die gute Verteilung der Einrichtungen über die Stadt.