Bad Bramstedt (rj) In den Kindertagesstätten werden derzeit 228 Vormittags- und 108 Ganztages-plätze für die jüngsten Einwohner angeboten. Für Bad Bramstedt besteht jedoch noch weiterer Be-darf, damit der nach dem Sommer geltende Rechtsanspruch für unter Dreijährige eingelöst werden kann.

Darum wird es im Sozialausschuss am Montag, 25. Februar gehen. Das alte Investitionsprogramm des Bundes ist erschöpft, aber nun gibt es neue Mittel von Bund und Kreis Segeberg.
Wie hoch die Nachfrage wirklich wird, kann im Moment noch keiner genau sagen, es sind alles Schätzungen. U3-Krippengruppen sind in Bau und Betrieb deutlich teurer als „normale“ Kindertagesstättengruppen, da es aufgrund der Al-tersgruppe strengere Vorschriften gibt. Das hat die Stadt für den ge-planten Anbau im Kindergarten Ar-che zu spüren bekommen. 1,2 Millionen Euro kostet nach den Plänen der Bad Bramstedter Architektin Angela Schnack der Krippenneubau. Er schließt sich an das be-stehende Gebäude an und besteht aus zwei Gruppenräumen, einer Küche, einem Schlaf- und Speiseraum und Sanitäranlagen. Daneben ist ein Parkstreifen in der Holsatenallee angedacht. Träger ist die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde, die Mittel müssen auf Sicht aber aus dem städtischen Haushalt bezahlt werden. Der Entwurf und die Kosten sind bereits seit einiger Zeit bekannt, die Politik forderte die Architektin jedoch auf nach möglichen Einsparungen zu suchen. Ohne Erfolg.
Neben dem Arche-Anbau will der DRK-Kreisverband eine Krippengruppe in der Einrichtung „Löwenzahn“ schaffen. Zehn Plätze kommen im Integrationskindergarten „Mullewapp“ hinzu. Nimmt man alle Vorhaben zusammen, entsteht insgesamt Raum für 100 Kinder. 41 Prozent Abdeckung. Der Kreis Segeberg, zuständig für die Planung und Sicherstellung der Kinderbetreuung, rechnet mit einer Nachfrage von 49 Prozent.
Was darf der Ausbau der Kinderbetreuung die öffentliche Hand kosten? Wir fragten bei den Parteien nach.

CDU: Nachhaltige Planung wichtigMeinung und Politik
Ungläubig stehen wir vor den Zahlen, wenn es um die Plätze im U3-Bereich geht. Es hört sich schön an, wenn es um Zuschüsse für den Bau von Krippenplätzen geht. In den vergangenen Jahren haben wir einen Wandel in der Betreuung unseres Nachwuchses erfahren. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, die Einrichtung von Familiengruppen, Waldkindergärten und nun die zunehmende An-forderung nach Krippenplätzen. Entscheidungen, die in Berlin getroffen werden, müssen von den Kommunen umgesetzt werden.
Ja, die CDU bekennt sich auch zum Ausbau von Krippenplätzen in Bad Bramstedt. Ein großer Teil der Ar-beit liegt jedoch noch vor uns. An-gesichts leerer Stadtkassen stellt sich schnell die Frage, wie das alles nur bezahlt werden soll. Galoppierende Baupreise, ein erhöhtes Si-cherheitskonzept im Brandschutz, energiesparende Bauweise und di-verse Auflagen im Bereich der Baukörper lassen die Preise ins Utopische wachsen. Wir gewinnen je-doch in unserer Stadt an Lebensqualität und schaffen jungen Frauen die Möglichkeit, im erlernten Beruf unseren Wohlstand zu er-halten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lässt sich vor diesem Hintergrund für junge Eltern leichter erfüllen.
Der Bedarf an Krippenplätzen wird noch steigen. Eine nachhaltige und vorausschauende Kita-Planung und -Bauweise ist daher nicht nur von den Trägern, sondern auch von der Stadt anzustreben.

SPD: Betreuungsgeld in Kita steckenMeinung und Politik
Die Frage des Stadtmagazins ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, was darf Kinderbetreuung die Eltern kosten, die diese Plätze in Anspruch nehmen wollen.
Gerade geht durch die Presse, dass das Bundesfamilienministerium erste Ergebnisse einer Studie verschlossen hält, die der bisherigen Förderung von Familien mit Kindern ein ganz schlechtes Zeugnis ausstellt und mehr Investitionen in Kinderbetreuung fordert. Das se-hen auch wir so und halten deswegen das von Schwarz-Gelb auf den Weg gebrachte Betreuungsgeld für völlig falsch. Diese Mittel sollten unbedingt in den Ausbau von Kinderkrippen und -tagesstätten fließen, damit es den Kommunen überhaupt möglich wird, eine dem Gesetz entsprechende Zahl von Krippenplätzen in angemessener Zeit zu errichten.
Die ersten Plätze kosten uns in Bad Bramstedt unglaubliche 1,2 Millionen Euro für nur 20 Plätze das können wir auf Dauer nicht wuppen! Die Eingangsfrage ist daher berechtigt: Der geforderte Ausbau von Krippenplätzen bringt die Kommunen an den Rand der Leistungsfähigkeit, wenn nicht darüber hinaus. Hier muss der Bund mehr helfen als bislang, und nicht mit neuen unsinnigen Leistungen Geld verplempern.
Qualitativ gute, verlässliche und bezahlbare Kinderbetreuung ist ein Ziel, für das Sozialdemokraten eintreten.

FDP: Arche-Anbau noch erweiternMeinung und Politik
Die Aufwendungen von 1,9 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln sind eine große, aber notwendige Investition in die Zukunft unserer Kinder und lassen sich auch nicht merkbar senken, da die Einnahmen aus Elternbeiträgen in keinster Weise kostendeckend sind und dies auch nicht sein dürfen. Die bislang im Haushalt veranschlagten Mittel reichen jedoch in der Zu-kunft nicht mehr aus. Derzeit sind wir in unserer Stadt zwar schon gut mit Krippenplätzen versorgt, ein Betreuungsangebot für Kinder un-ter drei Jahren wird jedoch in den kommenden Jahren immer mehr nachgefragt werden. Die Statistik stellt dar, dass im Kreis Segeberg rund 50 Prozent aller Kinder unter drei Jahren in Zukunft außer Haus betreut werden sollen. Für eine derartige Nachfrage reicht unser Krippenplatzangebot nicht aus.
Um aber eine möglichst große Nachfrage an Krippenplätzen si-cherzustellen, wird der Kindergarten im Bissenmoorweg einen An-bau für zwei weitere Gruppen mit den dazugehörigen Nebenräumen erhalten. Eine Erweiterung muss jedoch angedacht und sogar beim Bau mitbedacht werden, da die neu geschaffenen Plätze immer noch nicht ausreichen. Da der Bund hierfür erhebliche Investitionszuschüsse gewährt, muss die Stadt handeln. Die Investitionen werden die Stadt, aber auch die beitragspflichtigen Eltern drücken. Dennoch müssen die Plätze bezahlbar bleiben. Einzelheiten werden in den Ausschüssen beraten.

Bündnis 90/Die Grünen: Sparsamkeit oberstes GebotMeinung und Politik
Der umfassende Ausbau und die Erweiterung der Betreuungsangebote für Kinder aller Altersgruppen ist für Bündnis 90/Die Grünen eine der wichtigsten Aufgaben unserer Stadt.
Familienstrukturen und Lebensentwürfe der Menschen ändern sich, Frauen fordern mit Recht die gleichberechtigte Teilhabe am Be-rufsleben. Dazu muss der Staat die nötige Infrastruktur bereitstellen. Das wird unsere Kommune natürlich finanziell belasten.
Bei den konkreten Investitionen müssen Politik und Verwaltung aber alle Möglichkeiten zur Einsparung nutzen und keine Bedingungen eingehen, die zu einseitigen Belastungen der öffentlichen Hand führen. In diesem Zusammenhang war die Beschlussfassung über die Investitionen in den Kindergarten Arche aus der Sicht der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen extrem unbefriedigend, da vermutlich vorhandene Einsparpotentiale we-gen unzureichend zusammengesetzter Arbeitsgruppen und kurzfris-tiger Vorlage von grundlegenden Dokumenten nicht genutzt werden konnten.
Wir sehen die Notwendigkeit von langfristigen Investitionen in die Kinderbetreuung, aber auch in diesem Bereich muss sparsame Haushaltsführung das oberste Gebot sein.