Kreis Segeberg (em) Ob am Schreibtisch mit PC oder auf dem heimischen Sofa vom Laptop aus: Nur wenige Klicks waren nötig, dann waren die Teilnehmerinnen beim digitalen Pflegefachkräftetag 2020 zugeschaltet. Im Kern ging es bei der ersten Veranstaltung dieser Art um die Stärkung der pflegerischen Versorgung im Kreis sowie um Maßnahmen zur Sicherung und Neugewinnung guter Mitarbeiterinnen im Bereich der Pflege.

Schätzungen zufolge werden im Kreis Segeberg im Jahr 2030 etwa 1.000 Vollzeitstellen in der Altenpflege und weitere 1.000 Stellen in der Krankenpflege benötigt. Für viele Kliniken und Einrichtungen ist es bereits jetzt zusehends schwierig, Pflegefachkräfte zu gewinnen und freie Stellen zu besetzen. Besonders im ländlichen Raum haben kleinere Pflegeeinrichtungen häufig das Nachsehen gegenüber größeren Anbieterinnen und Pflegekonzernen. Der Pflegefachkräftetag wurde von Vorträgen durch Fachexpertinnen wie Minister Dr. Heiner Garg, dem Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus und Iris Gebh, Schulleiterin der Pflegeberufeschule des Psychiatrischen Zentrums des Landesvereins für Innere Mission Schleswig-Holstein eröffnet.

Im Rahmen einer offenen Talk-Runde wurden diese Beiträge von Karin Löhmann (Fachbereichsleitung Gesundheit vom Kreis Segeberg), der Pflegedirektorin der Segeberger Kliniken-Gruppe Ellen Zander-Dardaillon und Iris Gebh begleitet. Als Auszubildende des ersten Durchgangs der generalistischen Ausbildung in der Pflege an der Pflegeschule des Landesvereins für Innere Mission in Rickling berichtete Fatan Kabalan aus erster Hand von ihren bisherigen Erfahrungen. Etwa davon, dass sie eigentlich Betreuungskraft im Pflegebereich werden wollte und nun auf die neue Ausbildung umgeschwenkt sei. Sie wünscht sich, dass zukünftig mehr Menschen von dieser Möglichkeit erfahren nicht nur Schulabgänger*innen.

Die digital zugeschalteten Teilnehmerinnen hatten die Möglichkeit, über einen Live-Chat Fragen in die Expertinnen-Runde zu geben. So hat beispielsweise eine der 54 Teilnehmer*innen das Thema Entbürokratisierung der Pflege ins Gespräch eingebracht.

Beim Thema „Steigerung der Attraktivität der Arbeit“ wurde unter anderem über Flexibilitätszulagen bei veränderten Dienstplänen sowie über erweiterte Betreuungszeiten in Kitas und Krippen diskutiert. Wer Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren kann, ist zufriedener in seinem Job und bleibt länger. Wunsch an die Politik war es, die Arbeit von Pflegefachkräften nicht in Form einmaliger Bonuszahlungen zu würdigen, sondern ein klares, langfristiges und verlässliches Finanzierungsmodell zu schaffen. Ziel müsse es sein, dem Fachkräftemangel ohne Hektik, dafür mit nachhaltigen Bausteinen, entgegenzutreten. Als Beispiele wurden hier ein Studium der Pflege, aber auch Aufbaustudiengänge für Praktiker*innen genannt. Darüber hinaus müssten Kliniken, Schulen, Einrichtungen und Dienste gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

„Für uns war eine Veranstaltung in dieser digitalen Form völliges Neuland“, sagt Organisator Moritz Füller vom Kreis Segeberg. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf und können daher von einem vollen Erfolg sprechen“. Aus diesem Grund soll es 2021 eine weitere Veranstaltung dieser Art geben.
Die Veranstaltung ist online abrufbar unter: www.segeberg.de/pflege2020

Foto: Das Foto zeigt während der Talk-Runde (von links): Karin Löhmann, Melanie Bach vom Sozialministerium, Alexander Wilker (Moderator), Ellen Zander-Dardaillon, Iris Gebh und Fatan Kabalan. Auf dem kleinen Monitor in der Mitte ist Landrat Jan Peter Schröder zugeschaltet. (© Kreis Segeberg)