­Bad Segeberg (em) Kein Plätzchen war mehr an der Bande des großen Hauptplatzes in Bad Segeberg zu bekommen, als beim Landesturnier-Sonntag bei strahlendem Sonnenschein das erste Highlight gefeiert wurde: Denn Familien, Freunde und Fans waren gekommen, um den Abteilungen im Junioren-Wettkampf beim großen Aufmarsch ihre Aufwartung zu machen, um sie zu bejubeln und zu feiern! Der RSV Lübeck-Wulfsdorf freute sich über den Gewinn der Landesstandarte. Mannschaftsführerin Tabea Petersen war glücklich: „Wir trainieren seit vielen Jahren und waren hier in Bad Segeberg immer gut. Aber jetzt haben wir es zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte geschafft, ganz vorne zu stehen. Das ist ein tolles Gefühl, denn wir halten es wie die Musketiere: einer für alle, alle für einen. Und deshalb haben wir heute allen Grund, stolz zu sein.“ Platz zwei belegte die TSG Westerdeich mit Mannschaftsführerin Julia Müller-Feil vor dem RuFV Bad Segeberg unter der Leitung von Anne Brauer.

Schleswig-Holsteins Landtagspräsidentin Kristina Herbst war ebenfalls nach Bad Segeberg gereist, um dem eindrucksvollen Abteilungsaufmarsch vor der historischen Tribüne beizuwohnen. Die Politikerin erklärte: „Das ist immer ein besonderes Bild, wenn die Abteilungen im Reiterland Schleswig-Holstein aufmarschieren. Ihr seid tolle Nachwuchsreiter! Denkt immer dran, dass Euer Pferd Euer Partner ist und an erster Stelle steht. Und so soll es in unserem Reiterland auch bleiben.“
 
Gold, Silber, Bronze
Die ersten Medaillen-Entscheidungen fielen im Parcours in der Landesmeisterschaft der Damen. Zwar hatte Paula de Boer-Schwarz (Garstedt-Ochsenzoller RuFV e.V.) die ersten beiden Teilprüfungen gewonnen, da sie aber auch in der Großen Tour an den Start ging, wurde ihre Teilnahme in dieser Aufgabe außer Konkurrenz gewertet. 14 Reiterinnen traten in der Springprüfung der Klasse S* über 1,40 Meter mit Stechen an, vier von ihnen hatten in den ersten Prüfungen nur jeweils einen Zeitstrafpunkt kassiert. Es wurde also spannend. Paula de Boer-Schwarz hatte mit ihrem KWPN-Wallach Jerry Lee einen Fehler und war nicht im Stechen dabei – das wurde zwischen Ellen Krezl (RV Breitenburg e.V.) mit ihrem Holsteiner Wallach Constanzenhof’s Barcley und Janne Ritters (RV Concordia a.d. Miele e.V.) mit ihrer bewährten Holsteiner Stute Ditmarsia ausgetragen: Und die 23-jährige Krezl absolvierte das Finale mit ihrem vierbeinigen Partner gelassen, souverän und gewann. Und wurde außerdem mit der Goldmedaille in der Meisterschaft der Damen ausgezeichnet. „Ich bin zum ersten Mal in der Damen-Tour mitgeritten. Meine Saison war ein Auf und Ab und ich hätte nie damit gerechnet, dass es hier so gut läuft. Aber Barcley hat einfach ein wahnsinniges Springvermögen.“ Zur Vize-Landesmeisterin avancierte Sarah Pröpper (Schubyer RV) mit ihrer Holsteiner Stute Clarivelle W v. Clarimo – lediglich zwei Zeitfehler hatte das Paar in drei Wertungen hinnehmen müssen. Bronze sicherte sich Jule Lena Marsau (RuFV Kropp) mit ihrem Oldenburger Cascan.
 
Noch mehr Abteilungen
Nach der ersten Meisterschaftsentscheidung paradierten erneut die Abteilungen auf – dieses Mal versammelten sich die Sieger und Platzierten im Landeswettkampf der Reit- und Fahrvereine Schleswig-Holsteins auf dem Landesturnierplatz. Angeführt wurden sie im Graf-Brockdorff-Ahlefeld-Gedächtnis-Preis vom Fehmarnschen Ringreiterverein e.V. mit Mannschaftsführerin Inga Czwalina, der seinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich verteidigte. Platz zwei belegten die Sportler vom RuFV Zarpen (Ariane Denker), auf der dritten Position rangierte wie bei den Junioren der RuFV Bad Segeberg mit Mannschaftsführerin Anne Brauer. Schleswig-Holsteins Innen- und Sportministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack ließ es sich nicht nehmen, beim Abschluss in Bad Segeberg persönlich dabei zu sein. „Für mich ist der Aufmarsch der Abteilungen jedes Jahr ein Höhepunkt des Landesturniers, das mit einem vielseitigen Programm punktet. Und als begeisterte Reiterin bin ich sehr gerne hierhergekommen, genauso wie die vielen pferdeverrückten Menschen im Norden. Ich freue mich, dass es wieder faire Wettbewerbe gab. Gerade bei der aktuellen Diskussion um den Reitsport in Deutschland und Europa ist es wichtig, beste Bedingungen für unsere Pferde zu schaffen.“
 
Start-Ziel-Sieg in Parcours und Viereck
In der Dressur gab es an dem Bad Segeberger Wochenende kein Vorbeikommen als Felix Kneese (RuFV Wedel v. 1923 e.V.). Die ersten beiden Wertungen hatte der Landesmeister von 2021 und 2022 mit seinem Oldenburger Wallach San Simeon OLD bereits gewonnen und auch in der Grand Prix-Kür der besten Sechs war der Ausbilder vom Hof Etzer Heide mit seinem wunderschönen Rappen v. Sir Donnerhall das Maß der Dinge. Das Goldmedaillen-Triple hat Kneese damit mit einer Gesamtpunktzahl von 222,61 Punkten perfekt gemacht.
Über Silber freute sich Anna-Lena Kracht (PSV Hamburg-Bergstedt e.V.) mit ihrem selbst ausgebildeten, 14-jährigen Hannoveraner Wallach Florinio v. Floriscount. Mit der Bronzemedaille verließ Anna-Lisa Wehr (TRSG Holstenhalle Neumünster e.V.) mit ihrem Quintessenz BS den Segeberger Landesturnierplatz.

Die Entscheidung im Parcours fällt traditionell in der dritten Wertung der Großen Tour, einer Springprüfung der Klasse S** über 1,45 Meter mit Stechen. Elf Landesmeisterschafts-Heroen traten an – auch hier hatten sich vier Athleten nur einen Zeitstrafpunkt in den vorangegangen sportlichen Herausforderungen zuschulden kommen lassen. Und auch hier war Paula de Boer-Schwarz hochgehandelte Favoritin. Sie saß im Sattel ihrer erst zehnjährigen OS-Stute My Miss Marpel und war eine von drei Stechteilnehmerinnen. Die tadellose Leistung im fehlerfreien Umlauf machte sie zurecht und mehr als verdient zur Goldmedaillengewinnerin 2024. Der Fanclub jubelte und die Reiterin fiel ihrem Pferd um den Hals: „Du bist die Allerbeste der Welt. Diese Decke und Schärpe wollte ich schon immer haben.“

Zur goldenen Schleife im Großen Preis sprangen Linn Hamann vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde und Holsteiner Wallach Cool Fox und sicherten sich mit diesem Triumph in der Meisterschaftswertung. Die Bronzemedaille wurde dem Portugiesen Ricardo Alexandre Valadas Coelho vom RV Havighorst e.V. mit seinem BWP-Wallach Orion ter Doorn überreicht.
 
Und nach so vielen strahlenden Gesichtern und glänzenden Medaillen fiel das Fazit vom Vorsitzenden des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH), Dieter Medow, und vom Präsidenten der Reit- und Fahrvereine Hamburgs, Franz Peter Bockholt, unisono mehr als zufrieden aus: „Super Wetter, super Besuch, fröhliche Menschen, fröhliche Reiter und tolle Pferde – das war eines der besten Landesturniere der jüngeren Vergangenheit. Und obwohl wir auf unseren Nachwuchs verzichten mussten, der bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Riesenbeck erfolgreich war, sind wir dankbar, dass es so gut gelaufen ist. In diesem Jahr haben wir einige Prüfungen für Reiter aus anderen Bundesländern geöffnet. Zum Schluss bleibt uns nur noch ‚Danke‘ zu sagen: Wir danken allen ehrenamtlichen Helfern und hauptamtlichen Mitarbeitern für ihre Unterstützung und ihr Engagement bei unserem großen sportlichen Fest im Norden.“ 

Weitere Informationen: www.psvsh.de

Foto: Jubel nach einem erfolgreichen Wochenende: Paula de Boer-Schwarz und My Miss Marpel gewannen den Landesmeistertitel 2024.
(Foto: RathmannVerlag/Malina Blunck)