Bad Segeberg (em) „Der Kreis Segeberg spielt ein gewagtes Spiel mit dem öffentlichen Busverkehr im Kreis Segeberg und den Preis könnten am Ende die Fahrgäste zahlen müssen, ohne am Spieltisch zu sitzen“, so kommentiert der ver.di Sekretär Andreas Riedl die endgültige Entscheidung des Kreistages in Bad Segeberg.

Der Kreistag hatte den Antrag der SPD-Fraktion auf Anordnung einer Übernahme des Personals der jetzigen ÖPNV-Betreiber durch mögliche neue Betreiber ab Ende 2020 abgelehnt. Das europäische Recht erlaubt es dem Kreis, in einer Ausschreibung im ÖPNV diese Übernahme des bisherigen Personals anzuordnen. Das Personal würde dann unbefristet, ohne neue Probe- und Wartezeiten, auf den Buslinien weiterarbeiten, auch wenn ein anderes Betreiberunternehmen im Ausschreibungsverfahren den Zuschlag erhält und ab 2021 die Linien betreibt.

Andreas Riedl (ver.di) erläutert die Zusammenhänge: „Im Kreistag und von der Verwaltung wurde die Ablehnung der Personalübernahme unter anderem mit einem funktionierenden Arbeitsmarkt begründet. Gerade dies droht dem Kreis nun auf die Füße zu fallen. Aber niemand will unsere Warnungen wahrhaben.

70% der Beschäftigten des größten von der Ausschreibung betroffenen Busunternehmens Autokraft im Kreis Segeberg haben ihren Wohnort in unmittelbarer Nähe anderer Verkehrsunternehmen, die allesamt besseren Tarifverträgen unterliegen und händeringend Personal suchen. Wenn beispielsweise die von Ausschreibung bedrohten Firmen Autokraft und Rohde ihre öffentlichen Aufträge an einen Billigkonkurrenten verlieren würden, der unter den Beschäftigten keinen guten Ruf hat, würde ein Personal-Exodus eintreten. Dieser Exodus könnte nur abgemildert werden, wenn zumindest die Garantie auf unbefristete Beschäftigung mit vollen Kündigungsschutz und sicherem Erhalt der Zeiten der Betriebszugehörigkeit gegeben wäre.

Ohne das würde das neue Unternehmen kein Personal mehr rekrutieren können und der ÖPNV und der Schülerverkehr könnten ab Januar 2021 gegebenenfalls schon vorher, massiv gestört sein oder ausfallen. Das ist bereits andernorts in Deutschland passiert. Die Zeche zahlen am Ende die Fahrgäste, die im Winter draußen vergeblich auf den Bus warten. Es bleibt jetzt für die Fahrgäste nur noch zu hoffen, dass die Unternehmen Autokraft und Rohde nach der Ausschreibung ihre Aufträge behalten oder sogar ausbauen, oder dass das Pokerspiel des Kreises aufgeht. Die Beschäftigten jedenfalls würden sich freuen, weiterhin für ihre Arbeitgeber zu arbeiten. Für die tarifbrechenden Unternehmen im ÖPNV möchte niemand arbeiten.“