Neumünster (em) Was verbindet Buchstaben und Stoff? Eigentlich nicht viel. In Neumünster aber doch eine Menge: Denn dort sollen Texte und Textiles miteinander auf Tuchfühlung gehen. Und zwar im Februar 2018 beim ersten „Literaturschal“ des Bürgernetzwerkes „dieNähMaSchine“.

An 13 außergewöhnlichen Orten wird vom 10. bis zum 24. Februar vorgelesen: In Geschäften, Cafes, einem Atelier, in der Vicelinkirche und im Museum kommen mal erwachsene, mal ganz junge Bücherfreunde zusammen. Für nur 20 oder auch für bis zu 200 Besucher wird jeweils Platz vorhanden sein. So verschieden wie die Veranstaltungsorte und Texte sind auch jene, die erlesene Lektüre präsentieren. Beteiligt sind Frauen und Männer der Initiative „Neumünsteraner Leselust" (NeLe) der Diakonie Altholstein und von der Hörspielgruppe der Vicelinkirche.

Aber auch eine Bestseller-Autorin liest beim „Literaturschal“. Die Journalistin Meike Winnemuth kommt am Sonnabend, 10. Februar, ins Museum Tuch+Technik am Kleinflecken. Die Autorin ist durch ihr ungewöhnliches Reisetagebuch bekannt geworden. Im Herbst 2010 hatte sie als Kandidatin in der TV-Quizshow „Wer wird Millionär?“ 500.000 Euro gewonnen und von dem Gewinn eine Reise um die Welt finanziert. In zwölf Monaten besuchte Meike Winnemuth zwölf Städte, in denen sie sich jeweils eine Wohnung für vier Wochen mietete. Ihre Erlebnisse fasste sie unter dem Titel „Das große Los“ zusammen. Das Buch wurde ein Bestseller. Die Hamburgerin hat auch eine biografische Verbindung zu Neumünster. Sie ist dort geboren. Beim „Literaturschal“ wird Meike Winnemuth aus ihrer Kolumnensammlung „Um es kurz zu machen: Über das unverschämte Glück, auf der Welt zu sein“ lesen.

Welche Rolle spielt aber nun Genähtes, Gestricktes oder Gewebtes. Die rund 50 Ideengeber und Wegbereiter des Literaturschals wollen in den beiden Veranstaltungswochen im Februar möglichst viele Stoffquadrate sammeln. Im Umgang mit Nadel und Faden versierte Aktive der „NähMaSchine“ werden später die Teile zusammenfügen. Das originelle Werk, das bei der „Literaturschal“-Premiere gern 15 Meter lang werden darf, soll die Verbundenheit aller Akteure untereinander symbolisieren und ein bleibendes Bekenntnis bürgerlichen Engagements für die Textilstadt Neumünster sein. Der Schal soll wie das Bürgernetzwerk „dieNähMaSchine“ in den folgenden Jahren stetig wachsen und wird im Museum Tuch + Technik zu bestaunen sein.

Eintrittskarten (5 Euro für Erwachsene, Kinder haben generell freien Eintritt) wird es nur im Vorverkauf (ab Mitte Januar) an den jeweiligen Literaturschal-Stationen geben. Der Erlös fließt in ein weiteres Literaturprojekt der „NähMaSchine“.

Was ist „dieNähMaSchine“?
Gegenwärtige und ehemalige Neumünsteraner bilden ein auf Wachstum ausgelegtes Netzwerk, um Wissen und Erfahrungen aus möglichst aus unterschiedlichen Genrationen, vielen verschiedenen Berufen und etlichen gesellschaftlichen Bereichen für eine positive Entwicklung der Stadt als Gemeinwesen zu nutzen. Auf dieser nichtkommerziellen, politisch neutralen und konfessionell ungebundenen Plattform kann jeder Fähigkeiten, Talente und Ideen einbringen - immer freiwillig, nach eigenem Ermessen und ohne Zeitdruck. In Arbeitsgruppen wie dem Literaturschal werden dann Projekte entwickelt. Zu den Zielen gehört unter anderem, an Neumünsters Tradition als norddeutsche Textilstadt anzuknüpfen und neue Impulse zu setzen, die Handelskultur inhabergeführte Geschäfte in der Stadt zu fördern und Neumünsters Kulturszene zu bereichern.

So hat bereits die Arbeitsgruppe „PopUp-PepUp“ die Schaufenster mehrerer leerstehender Läden in der Innenstadt auf originelle Weise bestückt und gleichzeitig den Bekanntheitsgrad einiger inhabergeführten Unternehmen erhöht.
Weitere Informationen: www.die-naehmaschine.org