Neumünster (red) Die Stadt will das brach liegende Gebiet zwischen Holstenhallen und Bahnhofsgelände überplanen.

Bereits im März 2012 hat die Ratsversammlung beschlossen, vorbereitende Untersuchungen zur „Messeachse“, dem Gebiet zwischen Rendsburger Straße und Gleisanlagen sowie der Holstenhallen im Norden und dem Bahnhof im Süden, einzuleiten erarbeitet vom Fachdienst Stadtplanung und -entwicklung und der BIG-Städtebau GmbH. Das Ziel: Art und Umfang der städtebaulichen Missstände in diesem Gebiet aufzuzeigen, die Gebietsgrenze des Sanierungsgebietes zu definieren und die verfahrensrechtliche Abwägung sowie die Kosten und Finanzierung darzulegen.
Erste Vorschläge und mögliche Planungsziele wurden in den vergangenen Wochen nun schon im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss sowie den betroffenen Stadtteilbeiräten Gartenstadt und Stadtmitte vorgestellt. Bei einer gemeinsamen Stadtteilbeiratssitzung der beiden betroffenen Beiräte gab Stadtplaner Bernd Heilmann Ende April erste konkrete Planungen und Zahlen bekannt.
So könnte das Areal als erweiterter Messestandort für die Holstenhallen erschlossen werden. Auch ein Ausbau bzw. Neubau eines Bahn-Verladeterminals ist angedacht. Ebenso wie die Weiterentwicklung des Lokschuppens, einem denkmalgeschützten Gebäudekomplex, zu einem Veranstaltungszentrum mit Freiflächen.
Eine erste grobe Schätzung geht von Kosten in Höhe von 13,5 Millionen Euro aus. Darin enthalten ist unter anderem auch der Rückbau bzw. die Umsiedlung von einem Teil der Kleingärten an der Max-Johannsen-Brücke.
Aber auch das Umfeld des Neumünsteraner Bahnhofs soll laut Stadtplanung mit angefasst werden. Auf Grund des Platzmangels auf dem Bahnhofsvorplatz und den anstehenden Umbauarbeiten für das Innenstadteinkaufscenter hat man sich erste Gedanken über eine Erweiterung der Pkw- und Fahrradstellplätze gemacht. Hier bietet sich, so Heilmann, die auf der Rückseite des Bahnhofs zur Zeit noch von der Post genutze Betriebsfläche an.
Das Stadtmagazin Neumünster hat die fünf im Rat vertretenen Parteien dazu befragt: Wie ist der Eindruck zu den Planungen? Gibt es Ideen, welche Maßnahmen in den zwei nun angedachten Sanierungsgebieten „Messe/Güterbahnhof“ und „Bahnhofsumfeld“ unbedingt umgesetzt werden sollten?

SPD: Gartenanlagen sind Dreh- & AngelpunktMeinung und Politik
Die SPD begrüßt grundsätzlich die Planungen zum Thema „Messeachse“. Bereits 2003 wurden in dem Gutachten „Innovations- und Entwicklungsachse Messe-City Nord“ sowie im Prozess des von der SPD-Rathausfraktion mitinitierten ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept)
erste Handlungs- und Maßnahmenschwerpunkte für das Gebiet definiert. Folgende Punkte gilt es aus Sicht der SPD bei den fortlaufenden Planungen sicherzustellen: Die Planungen der Messeachse unterstützen die Modernisierung und zukünftigen Planungen der Holstenhallen. Durch einer Umgestaltung oder Neuplanung des Holstenhallen-Umfeldes darf es zu keiner negativen Beeinträchtigung der Hallenbetriebe kommen. Einer eventuellen auf langer Sicht geplanten Erweiterung von Schleswig-Holsteins Messestandort Nummer eins darf nichts entgegenstehen. Die Kleingartenanlagen an der Max-Johannsen-Brücke gehören mit in das Plangebiet und sind Dreh- und Angelpunkt einer Überplanung. Die Stadt muss sicherstellen, dass die Kleingärtner im gesamten Prozess eng eingebunden werden. Das ISEK sah in den ursprünglichen Planungsentwürfen eine größere Festlegung der Flächen auf Grünzug und Veranstaltungsloaktion vor. Dies sollte in den jetztigen Planungen, die unserer Meinung nach den Schwerpunkt eher auf Gewerbefläche legen, wieder mehr Berücksichtigung finden. Es sollte überlegt werden, ob das Sanierungsgebiet Bahnhofsumfeld bis zur Luisenstraße bzw. Ronnstraße erweitert werden kann.

CDU: Größere Verladeanlage schafft JobsMeinung und Politik
Der Bereich der Messeachse zwischen Bahnhof, Holstenhallen und Gleisanlagen bietet großes Entwicklungspotential für gewerbliche und logistische Nutzungen mit zum Teil intakten Gleisanschlüssen. Im Rahmen der Sanierung Stadtumbau West besteht die Chance für zukünftige städtebauliche Entwicklung und ökologische Aufwertung der teilweisen kontaminierten Brachflächen. Das eröffnet auch Möglichkeiten für kleinere Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen, die sich im Zusammenhang mit dem Logistikbereich oder mit den Holstenhallen ansiedeln könnten. Die Erweiterung der vorhandenen Verladeanlage wäre von überregionaler Bedeutung für unsere Stadt. Die Sicherung und Schaffung wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze bedeutet für unseren Wirtschaftsstandort große Ansiedlungskraft.
Die Errichtung eines Multifunktionsplatzes an der Brückenstraße begrüßen wir im Hinblick auf die Belastungen der Anwohner bei Veranstaltungen rings um den Jugendspielplatz. Dort könnte dann eine Fläche zur Wohnbebauung für Bauherren mit höheren Ansprüchen zur Verfügung stehen. Mit der Errichtung eines vielfältig nutzbaren Platzes in der Nähe der Max-Johannsen-Brücke wären die Parkplatzschwierigkeiten bei Großveranstaltungen der Holstenhalle aller Voraussicht nach auch vom Tisch. Auf unseren Antrag hin ist der ganze Bereich mit in das Sanierungsgebiet Messeachse aufgenommen worden. Für Maßnahmen stehen der Stadt zukünftig dadurch Fördergelder zur Verfügung.

Bündnis 90/Die Grünen: Verbindung zur Innenstadt verbessernMeinung und Politik
Anlass für den Handlungsschwerpunkt Messeachse ist die im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) von 2005 beschriebene ungenügende Erschließung der Holstenhallen sowie die notwendige Umgestaltung und Umnutzung ihres tristen Messevorplatzes. Unzureichend ist ebenso die Verbindung der Holstenhallen zum Bahnhof und damit zur Innenstadt. Das ist ein wenig schade, weil die Holstenhallen der größte und bedeutendste Messestandort in Schleswig-Holstein sind und somit zur Zentralität und Attraktivität Neumünsters beitragen. Wir können uns sehr gut vorstellen, dass mittels einer Fahrradtrasse und Fußgängerachse und eines Shuttle-Services die Verbindung zur Innenstadt verbessert werden kann.
Für die Güterverkehre sollte man über eine Umschlaganlage Straße/Bahn unterhalb der Max-Johannsen-Brücke nachdenken. Eine Auffahrtrampe für Lkw gab es dort schon einmal. Auch können wir uns sehr gut eine Freifläche für große Open-Air-Veranstaltungen nördlich oder südlich der Max-Johannsen-Brücke vorstellen. Wir sind sehr dafür, dass im Umfeld des Landeslabors, nördlich der Holstenhallen gelegen, ein Kompetenzzentrum für Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz entwickelt werden soll.
Am anderen Ende der Messeachse, im Bereich des Bahnhofs, muss die Verkehrssituation angegangen werden angesichts der Tatsache, dass die Holsten-Galerie kommen wird. Absolut notwendig am Bahnhof ist eine Fahrradstation für Berufspendler.

FDP: Bereich hinter dem Bahnhof neu gestaltenMeinung und Politik
Im Bahnhofsumfeld gilt es, „die andere Seite“ des Bahnhofes (zur Friedrichstraße hin) zu gestalten, dieses als Eintrittstor nicht nur für den Bahnhof, sondern auch darüber hinaus über den Konrad-Adenauer-Platz hin zum Kuhberg und zur Holsten-Galerie zu gestalten. Ebenso sollte ein Teil des individuellen Absetzens und Abholens vom Bahnhof auf diese Seite verlagert werden; somit ist ein zweiter Durchbruch durch den Bahnkörper notwendig. Diese Maßnahme ist vor allem im Zusammenhang mit der Innenstadtentwicklung zu sehen und entsprechend voran zu treiben.
Die Messeachse an der Rendsburger Straße ordnet bis über die Holstenhallen hinaus den östlichen Bereich bis an die Gleise heran. Wichtige Teilaspekte dabei sind der Multifunktionsplatz sowie der Verladeterminal, der damit deutlich mehr Kapazität erhalten kann. Für den Verladeterminal selbst ist natürlich ein privater Investor und Betreiber anzuwerben. Vielleicht kann dieser bereits während der Bauarbeiten an der A 7 von Hamburg bis zum Bordesholmer Kreuz genutzt werden, um die Autobahn ab 2014/2015 zu entlasten. Ein wichtiger Baustein dieser Maßnahme hat bereits begonnen, nämlich der Umbau und die Sanierung der Holstenhallen. Die FDP begrüßt den großen Wurf für die Messeachse, zumal bislang ungeplante Randbereiche zu klar definierten Gebieten deklariert werden und somit dem Zweck entsprechend genutzt werden können. Kleine Dinge wie Kleingärten und Zufahrten sind noch zu diskutieren.