Neumünster (red) Sprichwörtlich ein „heißes Eisen“ scheinen die Planungen der Stadtverwaltung zu sein, die das Grundstück des ehemaligen Kirchenkreisjugendheims am Seekamp im Stadtteil Einfeld betreffen.

Das Grundstück, mitten in bester Wohn- und Villenlage, soll dreigeteilt und dann nach und nach verkauft werden, so der Vorschlag der Stadtplanung. Zudem soll ein verbundener Architektenwettbewerb mit dem Preisangebot möglicher Investoren gekoppelt werden. Alle drei Grundstücksverkäufe sollen getrennt und mit einem Abstand von mindestens einem Jahr gestartet werden. Start ist mit dem größten Grundstück, rund 3000 Quadratmeter.
Da die Vorlage, die eigentlich schon im Bau-, Plaungs- und Umweltausschuss am 15. August beraten werden sollte, eine zweigeschossige, mit einer Eigentumsoder Mietwohnungsanlage vorsieht, waren bei direkten Anwohnern schon Bedenken einer zu großen und massiven Bebauung laut geworden. Auch der neugewählte Stadtteilbeirat Einfeld hatte sich Ende August Bedenkzeit erbeten und auch Ideen wie zum Beispiel ein Seniorenheim oder einen öffentlich Park ins Spiel gebracht. Zudem haben die direkten Anlieger eine Intressengemeinschaft Seekamp gegründet.
Wir fragten bei den Parteien in der Ratsversammlung nach.

CDU: Bauland für höhere AnsprücheMeinung und Politik
Zur Vorbereitung des kombinierten Architekten- und Investorenwettbewerbs bedarf es nach Meinung der CDU genauere Vorgaben im Hinblick auf die Gestaltung der Gebäude, insbesondere auf Dachformen, Firsthöhe, Höchstzahl der Geschosse und Wohnungen. Ebenso sollte die Möglichkeiten von seitlichen Ausbauten von Wohnraum reglementiert werden.
Wir erwarten vom Wettbewerb architektonische und ästhetische Qualitätsstandards für das gesamte Grundstück in Größe von rund 8000 Quadratmeter.
Zum Preisrichter sollte ein freiberuflich tätiger externer Architekt berufen werden. Voraussetzung ist, dass dieser weder mit den Architekten noch mit den Investoren in geschäftlicher Verbindung steht.
Die CDU wünscht sich aufgrund der exponierten Lage in unmittelbarer Nähe zum Einfelder See exklusive Stadtvillen, die eine städtebauliche befriedigende Lösung bieten. Mit dieser Ausschreibung wollen wir zielgruppenspezifische Angebote für Investoren mit höheren Ansprüchen auf uns aufmerksam machen.
Der Stadtteilbeirat Einfeld ist bei den einzelnen Verfahrensschritten zu beteiligen.

SPD: Fachliche Diskussion erwünschtMeinung und Politik
Zweifelsohne ist das Grundstück des ehemaligen Kirchenkreisjugendheimes im Seekamp in Einfeld städtebaulich interessant. In welcher Form eine Nutzung in Frage kommt, wer über Verkauf und Bebauung befindet und wie die Nutzung harmonisch in die Umgebung eingebettet werden kann, muss in einer fachlichen Diskussion in und mit den betreffenden Gremien erfolgen. In dieser Frage herrscht allerdings kein Zeitdruck, sodass eine sachliche und ausgewogene Debatte durchaus in Frage kommt.

Meinung und PolitikBündnis 90/Die Grünen: Das gesamte Grundstück einbeziehen
Die Zukunft des Seekamps 18/18a bewegt viele Menschen in Einfeld. Auch solche, die nicht direkt am See wohnen. Das Gebiet, um das es hier geht, ist schließlich eines des schönsten unserer Stadt: zur Straßen- wie zur Seeseite ein großes, parkähnliches Grundstück mit wunderschönem alten Baumbestand. Da sollte man ganz besonders hinsehen.
Nach den ersten Vorschlägen der Stadt wäre es möglich ein großes Gebäude zu bauen, wie es in dieser Lage bisher nicht vorhanden ist zur Verdeutlichung spreche ich gern von einem „Riesen-Oschi“.
Gucken Sie sich doch mal das alte Jugendheim und das zur Straße liegende Haus an an ihren äußeren Grenzen würde auch das neue Gebäude enden. Nur dass es sich hier eben um ein Gebäude handeln würde halt ein „Riesen-Oschi“. Für die Planungen sollte stattdessen zunächst das gesamte Grundstück in den Blick genommen werden. Am besten so, dass möglichst viele Bäume erhalten bleiben können. Dafür braucht man genaue Vorgaben. Unschöne Beispiele, wie unzureichende Vorgaben (etwa die maximale Geschosszahl) großzügig ausgelegt werden können, gibt es gerade in Einfeld genug. Wenn dann auch der Stadtteilbeirat und damit die Menschen in Einfeld frühzeitiger einbezogen werden, bin ich mir sicher, dass wir eine gute Lösung finden.

Meinung und Politik
BfB/Piraten: Bedenken und Vorlage noch nicht geprüft
Die Fraktion BfB/Piraten kann zur Zeit leider noch keine Stellungnahme zum Thema Bauplanung für das Villengrundstück „Am Seekamp“ abgeben, weil die Meinungsbildung der Fraktion noch nicht abgeschlossen ist. Zum einen ist die Vorlage der Verwaltung noch weiter zu diskutieren, zum anderen wollen wir uns erst ausführlich über die unter den Anliegern bestehenden Bedenken informieren. Wir bitten daher um das Verständnis der Leser für diese Entscheidung.

FDP: Auf Ideen der Anwohner eingehenMeinung und Politik
Dieses Filetstück am Einfelder See ist ein attraktiver Wohnstandort für den gehobenen Bedarf und soll dafür auch entwickelt werden. Die Idee eines Architektur- und Investorenwettbewerbs bietet der Verwaltung wie auch der Politik die Möglichkeit, das beste Angebot „auszusuchen“. Kriterium soll sein: Was passt dort am besten hin städtebaulich.
Bereits in dieser ersten Vorlage der Verwaltung wird ein massives, erdrückendes Bauvorhaben verhindert. Schon durch das Eingrenzen des Baufeldes können Szenarien, die kürzlich in der Presse zu lesen waren, nicht entstehen. Die Vorlage enthält noch keinen Anforderungskatalog, dieser wird erst noch entwickelt. Somit ist die Bürgerbeteiligung nicht nur möglich, sondern auch erwünscht. Es ist wichtig, offen auf die Vorstellungen und Ideen der Anwohner einzugehen und mit ihnen sowie mit den Gremien eine optimale Bebauung zu erreichen.
Neumünster benötigt neben den Industrieansiedlungen auch ein Wohnangebot mit hohem Komfort. Das bietet sich in dieser Lage an. Natürlich ist auch ein möglichst hoher Verkaufserlös zu erzielen, unser städtischer Haushalt braucht es dringend.
Wir halten es für den richtigen Weg, den die Stadtverwaltung hier einschlägt. Andere Nutzungen schließen sich in dieser Lage aus. Eine weitere Grünfläche ist in diesem Gebiet nicht notwendig.

Die Linke: Objekt für Jugend oder MigrantenMeinung und Politik
Die Linke Neumünster lehnt das Vorhaben der Stadt ab. Wir wollen keinen Schickeria-Nobel-Bau für Alt und Neureiche, sondern eine Einrichtung für Jugendliche.
Einfeld braucht ein Jugendzentrum für die 14- bis 18-Jährigen. Mit Disko, Fitnessraum, Sportmöglichkeiten usw. Als eine weitere Nutzungsmöglichkeit sehen wir die Möglichkeit, das Haus als Migranten-Unterkunft bereitzustellen. Das wäre ein Zeichen einer positiven Willkommenskultur in Neumünster-Einfeld.