Norderstedt (rj) Immer mehr Menschen möchten im Alter ihr Leben bewusst gestalten und suchen nach alternativen Wohnformen. In Norderstedt ist bereits jeder vierte Bürger älter als 60 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Umso dringender die Frage nach einem Seniorenkonzept 2020.

Norderstedt bietet Seniorenheime, fünf städtische Treffs für Ältere, die von Wohlfahrtsverbänden betreut werden, und auch öffentlich geförderte Wohnungen mit Betreuungsangeboten. Was fehlt, sind neue Formen des Zusammenlebens, wie beispielsweise in einem Mehrgenerationenhaus möglich.

Dabei ist das Modell eine Erfolgsgeschichte. Im Mehrgenerationenhaus soll es Angebote für Jung und Alt geben, möglichst gemeinsam sollen sich die Generationen daran beteiligen. Fünf Jahre lang gab es vom Bund ein Aktionsprogramm, 2011 ging es zu Ende. 500 Begegnungsstätten für alle Generationen wurden deutschlandweit ins Leben gerufen, auch in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg. Im neuen Programm ab 2012 sinkt der jährliche Bundeszuschuss pro Mehrgenerationenhaus von 40.000 auf 30.000 Euro.

In Norderstedt befürworten zwar alle Parteien grundsätzlich ein solches Projekt, konnten sich in der Vergangenheit aber nicht auf Details einigen. Der Nachbar Quickborn ist bereits einen Schritt weiter. Im Juli fällt der Startschuss für den Bau eines Mehrgenerationenhauses am Amselweg. Das viergeschossige Gebäude mit 27 Zweibis Drei-Zimmer-Wohnungen soll Mitte 2013 bezugsfertig sein. Bauherr ist die Genossenschaft Quick Borns, die 3,6 Millionen Euro in den Bau investieren will.

CDU: Wir setzen 2 Schwerpunkte
Die CDU verfolgt zwei Schwerpunktziele für die Senioren in unserer Stadt: Die Schaffung einer Begegnungsstätte für alle Generationen und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Senioren. Die generationenübergreifende Begegnungsstätte soll ein Zentrum sozialen Lebens sein, das für die Menschen einen niedrigschwelligen Zugang ermöglicht und ihnen Angebote in allen Fragen des täglichen Lebens macht. Damit wird Raum geschaffen für spontane Gruppen ebenso wie für die bestehenden Organisationen, die sich, meistens auf ehrenamtlicher Basis, um das Zusammenleben der Menschen kümmern. Dieses Zentrum soll Raum für die Verwirklichung von neuen Ideen bieten, die den notwendigen sozialen Kontakt und Austausch in allen Altersgruppen fördern. Daneben sehen wir die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum für Senioren zu schaffen. Derzeitige Überlegungen schließen an das Bielefelder Modell an, das Wohnen mit Angeboten von bedarfsorientierter Betreuung verbindet. Dafür ist Unterstützung von Investoren notwendig.

SPD: Projekte in Wohnquartieren
Nach unserer Überzeugung braucht Norderstedt einen Zukunftsplan, um unseren älteren Mitbürgern neue Wohnformen in ihren gewohnten Umgebungen anbieten zu können. Dabei kommt es für uns darauf an, dass keine „Altenwohnstätten“ analog zu Pflegeheimen irgendwo am Stadtrand hochgezogen werden. Was wir brauchen sind Projekte in Wohnquartieren, die es den Bewohnern einerseits ermöglichen möglichst lange in ihren Wohnungen zu bleiben, aber auch eine Pflegeeinrichtung innerhalb des Quartiers vorhalten. Die altersmäßige Durchmischung der Bewohner würde dazu führen, dass junge und ältere Menschen sich im Alltag selbstverständlicher begegnen und so eine funktionierende Nachbarschaftsgemeinschaft entsteht. Ein gutes Beispiel hierfür ist das sogenannte Bielefelder Modell: überschaubare Wohnquartiere mit Räumen für Begegnungen, offene Mittagstische, Freizeitrunden und eine ambulante Pflegebetreuung. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir in Norderstedt in einem Stadtteil mit einem solchen Pilotprojekt starten.

GALiN: Mehr als ein Generationenhaus
Ja, Norderstedt braucht ein Konzept, um auf die Herausforderungen des demografischen Wandels zu reagieren. Allerdings muss ein solches Konzept erheblich umfangreicher sein als die Forderung nach einem Mehrgenerationenhaus. Dazu ist Norderstedt flächenmäßig zu groß und entsprechende dezentrale Angebote gibt es schon. Einfließen in eine Gesamtkonzeption muss neben Überlegungen zum seniorenfreundlichen ÖPNV die Versorgung von Wohngebieten mit Dienstleistungen, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und dergleichen mehr. Die Unterstützung der GALiN für sinnvolle Initiativen ergibt sich bereits einfach aus unseren Aussagen im Wahlprogramm, wie grundsätzlich alle sinnvollen Vorschläge zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen in unserer Stadt unsere Unterstützung finden. Näheres dazu finden Interessierte auch unter www.galin.de oder rufen Sie mich einfach an. Ich schicke Ihnen unser Wahlprogramm und unterhalte mich gern mit Ihnen darüber.

FDP: Seniorengerechte Wohnungen
Die FDP glaubt nicht, dass das Älterwerden mit mehr Generationshäusern erleichtert wird. Die Liberalen werden jede private Initiative für Mehrgenerationenhäuser unterstützen. Es kann aber nicht die Aufgabe des Staates sein, diese Treffpunkte zu errichten. Ältere Leute möchten so lange wie möglich selbstständig den Tag in den eigenen vier Wänden gestalten. Daher ist es für die FDP wesentlich wichtiger, dass es ausreichenden seniorengerechten Wohnraum gibt, der für diese Klientel bezahlbar ist. Nichtzahlungskräftige Bewohner müssen eine finanzielle Unterstützung erhalten. Es müssen die Menschen unterstützt werden und nicht die Objekte; darum gehört unser Augenmerk der Pflege und Fürsorge der älteren Menschen. Voraussetzung dafür ist, dass sich Menschen bereit erklären, diese Aufgaben, die nicht mehr von Angehörigen zu leisten sind, zu übernehmen. Und dies setzt voraus, dass es für das Pflegepersonal eine gerechte und attraktive Bezahlung gibt und dass diese Personen dann auch eine entsprechende Ausbildung erhalten.

Die Linke: Für sozialen Wohnungsbau
Das Thema bezahlbarer und lebenswerter Wohnraum auch im Alter steht seit Jahren ganz oben auf unserer Agenda. Dabei ist das Thema Mehrgenerationenhaus nur ein Gesichtspunkt, den wir durchaus unterstützen. Viel wichtiger aber ist, dass genügend Wohnraum geschaffen wird. Und zwar nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch Wohnungen, die im Alter noch bezahlbar sind. Ganz aktuell besagt eine Studie des Pestel-Instituts, dass im Kreis Segeberg und Norderstedt viel zu wenig Wohnraum gebaut wird und der vorhandene Bestand überaltert. Deshalb fordern wir schon seit langem, eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die nicht auf Profit, sondern auf die Notwendigkeiten der Stadt bei der Gestaltung neuer Quartiere achtet. Eine gesunde Mischung moderner, verschieden großer Geschossbauten, auch mit Fördermitteln zum sozialen Wohnungsbau wäre eine Alternative zum elitären Eigenheimeinheitsbrei der privaten Wohnungswirtschaft.