Norderstedt (em) Das Norderstedter Kriseninterventionsteam („KIT“) gibt es bereits seit Ende 1997. Es wurde gegründet, bevor die Krisenintervention und Notfallseelsorge durch das ICE-Unglück von Eschede im Juni 1998 bundesweit bekannt wurden. Die Mitglieder des KIT haben keine medizinischen oder technischen Aufgaben, sondern konzentrieren sich ganz auf die betroffenen Menschen. Ihre wichtigsten Aufgaben sind Zeit haben, menschliche Nähe geben, persönliche Gespräche mit Betroffenen führen und falls gewünscht seelsorgerischen Beistand leisten. Jedes Mitglied des KIT-Teams übernimmt Bereitschafts- und Einsatzdienste (Erst- oder Zweithandy) von durchschnittlich monatlich mindestens sechs Kalendertagen. Seit der Gründung des KIT wurden in 14 Jahren bisher insgesamt 250.000 Stunden ehrenamtlicher Bereitschaftsdienst zur „Ersten Hilfe für die Seele“ geleistet.

Der Einsatz des KIT geschieht ehrenamtlich und ist kostenfrei. Die Arbeit wird ausschließlich aus Spenden finanziert. Die Alarmierung erfolgt ausschließlich über die Rettungsleitstelle Holstein in Norderstedt. Die Einsätze des KIT werden wegen der seelsorgerischen Verschwiegenheit und zum Schutz der betroffenen Personen in der Stille durchgeführt. Das KIT wird z. B. in folgenden Situationen gerufen: - Begleitung von durch einen schweren Unfall betroffenen Menschen - Plötzlicher Tod eines Angehörigen - Plötzlicher Tod eines Kindes - Betreuung von Angehörigen während der Wiederbelebungsversuche eines Sterbenden oder nach dessen Tod - Begleitung von Angehörigen nach einem Selbstmord bzw. Selbstmordversuch - Begleitung bei der Überbringung von Todesnachrichten - Begleitung von Zeugen eines Unglücks - Betreuung der Einsatzkräfte bei Katastrophen und belastenden Einsätzen - Fürsorge für erschöpfte Helfer/innen und Einsatznachsorge für die Helfer/innen Das KIT hat im Jahr 2009 verbindliche Regeln für die Mitarbeit („Ordnung“) erarbeitet und verabschiedet.

Dazu gehört die gemeinschaftliche Leitung durch ein Orga-Team, in das Claudia Milde-George, Reinald Seiffert und Gunnar Urbach (Sprecher) beim KIT-Treffen am 14.01.2012 erneut gewählt wurden. Zur Zeit werden die Möglichkeiten einer Einbildung des KIT in feste Organisationsstrukturen geprüft, um einen ausreichenden Personen- und Sachversicherungsschutzes für alle Mitglieder des KIT bei Einsätzen, Veranstaltungen und Fortbildungsmaßnahmen sicherzustellen. 12 aktive Mitglieder gewährleisten zur Zeit die regelmäßige Einsatzbereitschaft im Erst- und Zweitdienst, obwohl mehrere Mitglieder z. B. wegen besonderer Arbeitsanforderungen, ihres Schichtdienstes oder ihres auswärtigen Arbeitsplatzes zeitweilig nur eingeschränkt für den regelmäßigen Bereitschaftsdienst verfügbar sind. Dies zeigt gerade die hohe Motivation und Verantwortung der Mitglieder des KIT, denen hierfür ein besonderer Dank gilt.

Am 4. Februar beginnt deshalb eine neue Grundausbildung, um die Zahl der Mitglieder des KIT so schnell wie möglich zu erweitern. Gesucht werden Menschen, die - eine seelsorgerische bzw. menschliche Kompetenz und Erfahrung mitbringen, - an durchschnittlich monatlich mindestens sechs Kalendertagen eine Rufbereitschaft übernehmen, - während der gesamten Bereitschaftszeit kurzfristig und zuverlässig einsatzbereit sind, - die besonderen Anforderungen einer Rufbereitschaft (abwarten und doch bereit sein) aushalten können, - sich auf Menschen in extremen Krisensituationen (z. B. Tod) einlassen können, - selbst seelisch gefestigt sind und in dieser Arbeit nicht die Lösung ihrer eigenen Probleme suchen und - nicht dem „Blaulicht-Fieber“ verfallen sind. Es sind noch Plätze frei. InteressentInnen melden sich bitte bei Pastor Gunnar Urbach, Tel. 0172 / 6 51 51 11 oder E-Mail kit-norderstedt@gmx.de. Diese erhalten dann kurzfristig weitere Informationen zur Grundausbildung.

Im Kriseninterventionsteam (KIT) Norderstedt arbeiten Pastoren/innen der Ev.-Luth. Kirchengemeinden, Angehörige aller Rettungsdienste (DLRG, DRK, Freiwillige Feuerwehr, KBA und THW), Polizeibeamte/innen, Mitglieder des OMEGA e. V., Ärzte/innen, Psychologen/innen und weitere speziell ausgebildete Personen zusammen, um in Notsituationen eine seelische Hilfe und Begleitung zu geben.