Norderstedt (em) Als zweite Bücherei in Deutschland öffnet die Stadtteilbücherei Glashütte die Bücherei teilweise ohne Personal.

Das Prinzip der „offenen Bücherei“ ist ganz einfach: Während der offiziellen Öffnungszeiten ist Personal in der Stadtbücherei anwesend. Zu anderen festgelegten Zeiten können die Nutzer sich ihre Bibliothek „aufschließen“. Ende letzten Jahres startete die offene Bücherei mit zusätzlichen Öffnungszeiten ohne Personal in den Morgenstunden und während der Mittagszeit von 13 bis 14 Uhr. Dabei wurde ausprobiert, ob das Modell technisch funktioniert und in einer Zweigstelle wie in Glashütte auch umsetzbar ist.

Die Testphase, die doch länger dauerte als erwartet, ist jetzt erfolgreich abgeschlossen und nun kann der reguläre Betrieb mit Öffnungszeiten von Montag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr beginnen. Wie bisher ist am Montag, Mittwoch und Freitag sowie am Samstag-Vormittag das bekannte Personal in der Bücherei. Die übrige Zeit kann die Bücherei auch genutzt werden, allerdings ist dann kein Personal anwesend. Voraussetzung für die Nutzung in dieser Zeit ist, dass sich die Benutzer, die über 18 Jahre alt sein müssen, mit einer gültigen Büchereikarte in einer der Büchereien gesondert registrieren lassen. Zusätzlich erhalten sie eine Broschüre, die genau erklärt, wie eine offene Bücherei funktioniert.

Die offene Bücherei funktioniert in der Zeit ohne Personal so: In der Stadtteilbücherei Glashütte scannt der Benutzer seinen Büchereiausweis an einem Lesegerät ein - und die Eingangstür öffnet sich automatisch. Voraussetzung ist, dass er sich zuvor für die „offene Bücherei“ registrieren lässt. In der Bücherei kann der Nutzer dann Medien ausleihen, verlängern oder zurückgeben, im Internet recherchieren oder sich einfach nur dort aufhalten. Eine Broschüre informiert über Regeln und Verhalten in einer Bücherei ohne Personal.

Sicherheit und Schutz
Die Überwachung während der personallosen Zeiten erfolgt mittels Videoaufzeichnung. Die Daten werden sieben Tage gespeichert. Vor Schließung der Bücherei erfolgt eine Durchsage über Lautsprecher, die zum Verlassen der Bücherei auffordert. Die Technik wird eingesetzt, um auch in personallosen Zeiten das Hausrecht ausüben zu können. Die Angst vor Diebstählen spielt dabei nur eine Nebenrolle. In den Abendstunden wird ein kostenpflichtiger Wachdienst automatisch alarmiert, wenn jemand die Bücherei nicht zur Schließzeit verlassen hat.

Kontrolle und Vertrauen
Das Modell der „offenen Bücherei“ stellt eine Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle dar. Die bisherigen Erfahrungen aus Dänemark zeigen, dass es sich bewährt. Ob dieser Ansatz auch in Deutschland funktioniert, muss sich noch zeigen. Die Versuche in Hamburg-Finkenwerder und in Glashütte in den Morgenstunden stimmen aber optimistisch.

Das Personal aber vollständig abzuschaffen, ist weder das Ziel der Stadtbücherei noch der Wunsch der Büchereibenutzer. Vielmehr gibt es immer wieder den Wunsch, kompetente Ansprechpartner vor Ort zu haben. Sollte das Projekt in Glashütte weiterhin erfolgreich verlaufen, dann soll es auch in der Stadtteilbücherei Friedrichsgabe umgesetzt werden und ist ebenfalls schon Pilotversuch für das neue, größere Bildungshaus in Garstedt. Der Personalrat der Bildungswerke sowie der städtische und der Schleswig-Holsteinische Datenschutzbeauftragte wurden bei der Planung und Umsetzung des Projektes einbezogen. Mit diesem Modellprojekt ist die Stadtbücherei Norderstedt Vorreiter in Schleswig-Holstein. Vor allem Büchereien in kleineren Orten sind an diesem Modell interessiert und es gab auch schon zahlreiche Anfragen und Besuche von Interessierten.

Stadtbücherei Glashütte
Mittelstraße 62
Neue Öffnungszeiten der Bücherei
Montag bis Samstag: 8 bis 18 Uhr

Personal ist in folgenden Zeiten anwesend:
Montag, Mittwoch und Freitag: 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 13 Uhr