Bad Bramstedt (rj) In diesen Tagen wird der Entwurf des Tourismuskonzeptes diskutiert. Am 21. Juni soll der Ausschuss für Finanzen und Tourismus das Konzept abschließend beraten und beschließen. Darin geht es auch um die Schwerpunkte, die künftig im Tourismus gesetzt werden sollen: Gesundheit, grüne Umgebung, Städte- und Tagungstourismus. Oder alles zusammen?

Ende Mai erhielt das Tourismusbüro bereits einen neuen Anstrich. Nach den Renovierungsarbeiten ist die Einrichtung wieder im Erdgeschoss im Rathaus zu den gewohnten Öffnungszeiten erreichbar. Wenn die Umgehungsstraße fertig ist, soll auch die Stadt einen neuen Anstrich in Sachen Tourismus erhalten. Ein Konzept soll dafür maßgeblich Hilfestellung leisten und auch für finanzielle Unterstützung sorgen. Zuschüsse aus dem Topf des Bundes für die Städtebauförderung sind schließlich nicht zu erwarten. Doch die Europäische Union fördert touristische Projekte mit bis zu 50 Prozent.
Da Bad Bramstedt wesentlich vom Tourismus lebt, gehört auch eine attraktive Innenstadt für die Gäste zum Angebot. Zunächst musste die Stadt jedoch Geld in die Hand nehmen: Das Tourismuskonzept kostet rund 30.000 Euro, die Hälfte muss Bad Bramstedt bezahlen. Im Mai sind Experten und Verantwortliche zu einem Workshop zusammengekommen, um sich mit Stärken und Schwächen des Standortes auseinander zu setzen. Realität ist, dass es kaum ein touristisch relevantes Angebot gibt, das zum Bummeln oder gar zum Shoppingbesuch einlädt. Die 22 Restaurants in Bad Bramstedt bieten zum Teil zwar Außengastronomie an, die Lagegunst ist aber oft begrenzt, zum Beispiel an stark befahrenen Straßen. Auch das kulturelle Angebot ist ausbaufähig. So sind beispielsweise Ausstellungen rar gesät. Wiederum bietet das Klinikum mit dem Moorbewegungsbad ein Alleinstellungsmerkmal. Gesundheit und Tagestourismus sollen in den Mittelpunkt gestellt werden, einzelne neue Gestaltungselemente für Bleeck und Kirchenbleeck sowie die sie umgebenden Straßen folgen. Ein neuer Brunnen, zusätzliche Sitzgelegenheiten, öffentliches Internet, Cafés, Restaurants und attraktive Einkaufsmöglichkeiten: Dies sind nur einige naheliegende Stichworte aus der laufenden Diskussion.

Wir fragten bei den Parteien in der Stadtvertretung nach, welche Schwerpunkte gesetzt werden sollen.

CDU: Gesundheits-Initiativen unterstützen
Mit großem Aufwand wird seit Jahren die Entwicklung Bad Bramstedts zu einem Naherholungsgebiet, Tagungsstandort und Schwerpunktort für Gesundheit betrieben. Im Zeichen wachsender Konkurrenz mit weiteren Anbietern im Schleswig-Holstein-Tourismus fragt man sich, ob diese Anstrengungen bereits ausreichen. Das Tourismus- Gutachten wird uns dazu sicher bald entscheidende Hinweise vermitteln. Der bisher eingeschlagene Weg als Kur- und Gesundheitsort hat sich bewährt. Die Übernachtungszahlen und die hohe Qualität der angebotenen Leistungen lassen uns dabei auf Expansion hoffen. Die CDU begrüßt Initiativen zur Erweiterung als Gesundheitsstandort, wird jede sinnvolle Initiative in dieser Richtung unterstützen. Die Gemeinschaft mit den Kommunen in der Auenlandregion erweist sich zunehmend als richtige Entscheidung. Nicht nur Paddler und Radfahrer zieht die Region der typischen Holsteinischen Landschaft an, auch Mönchs- und Ochsenweg werden als Bereicherung des touristischen Angebots empfunden. Der Tagungsbereich ist tragengende Säule der lokalen Hotel- Betriebe und sollte noch gestärkt werden. Das Angebot ist abhängig vom Unternehmertum. Die CDU Bad Bramstedt wird weiterhin engagiert daran arbeiten, die entsprechenden Voraussetzungen dafür zu schaffen.

SPD: Innenstadt und Kurgebiet verbinden
Die SPD-Fraktion hat sich eindeutig für die Erstellung eines Tourismuskonzeptes ausgesprochen, dafür bei den anderen Parteien geworben und aktiv am Workshop teilgenommen. Wir erwarten von dem Konzept, dass alle genannten Schwerpunkte auf den Prüfstand kommen und Veränderungsvorschläge gemacht werden. Für die SPD ist es von großer Wichtigkeit, den Tourismus in unserer Stadt zu fördern und auszubauen, zumal der Gesundheitstourismus in den letzten Jahren durch Gesundheitsstrukturreform und Klinikstrukturveränderungen stark abgenommen hat. Wir haben nicht mehr den ,klassischen Kurgast. Was wir haben, sind zwei große Kliniken mit ihren Patienten und deren Besucher im Heil- und Reha- Bereich, die wir gerne in dieses Konzept eingebunden sehen möchten. Ebenso soll es bei der Hotellerie/Gastronomie sein. Natürlich muss bei der jetzigen Innenstadtplanung der Tourismusstandort mit beachtet werden. Unsere Innenstadt muss für die eigenen Bürger und für Gäste und Urlauber anziehender und erlebbarer werden. Daher ist es richtig, den Stadtplaner in dieses Konzept mit einzubeziehen. Hier gibt es noch einige Gestaltungsmöglichkeiten. Bisher sind Innenstadt und Kurgebiet mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander. Das muss deutlich verändert werden.

FDP: Stärken in den Vordergrund rücken
Die für den November geplante Fertigstellung der Umgehungsstraße hat das Ziel, den Durchgangsverkehr aus der Stadt herauszunehmen. Die Stadt wird es dann leichter haben, sich als Gesundheits- und Erholungsstandort zu präsentieren. Dabei ist natürlich zu bedenken, dass Handel und Gastronomie sowie das Beherbergungsgewerbe Umsatzrückgänge zu erwarten haben, wenn dem nicht gezielt entgegengewirkt wird. Für Maßnahmen in Werbung, Infrastruktur und Organisation können Zuschüsse gewährt werden, wenn ein Tourismuskonzept entwickelt wird. Hieran arbeitet zur Zeit eine Planungsgruppe. Die FDP bemüht sich darum, ein Konzept zu entwickeln, das die besonderen Stärken der Stadt herausstellt. Diese Stärken sind: Die hohe Frequentierung unserer Kliniken. Die Patienten dort ziehen einen großen Besucherstrom an. Für diese Besucher muss die Stadt attraktiver gestaltet werden. Soweit die Patienten wieder mobil sind, werden diese auch als Gäste und Kunden gern die Stadt aufsuchen. Bad Bramstedt hat eine große Bedeutung als Tagungs- und Seminarstandort. Weiterhin wird sie für Nord-Südreisende als Stadt zur Pause abseits der großen Straßen wieder an Bedeutung gewinnen. Als drittes Segment kann Bad Bramstedt sich entwickeln als Standort für Rad- und Kanutouren.

Bündnis 90/Die Grünen: Naturschutz weiter ausbauen
Die Weiterentwicklung Bad Bramstedts als Standort für Gesundheit und Tourismus war schon immer das Anliegen der grünen Fraktion unserer Stadt. Die landschaftlich schöne, naturnahe Umgebung ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass Menschen nach Bad Bramstedt kommen, um sich zu erholen oder gesund zu werden. Schon allein deshalb sind der Erhalt und der weitere Ausbau von Naturschutzgebieten und die Renaturierung unserer Auenlandschaften ein wichtiges Ziel für uns. Auch die Innenstadt muss lebensfähig bleiben und ihre Attraktivität für Einheimische und Gäste erhöhen.
Die Schwerpunkte Gesundheit, grüne Umgebung und Tourismus stehen also keineswegs im Gegensatz zueinander, sondern ergänzen sich gut und lassen sich letztendlich auch nur gemeinsam verwirklichen. Von Fortschritten in dieser Hinsicht profitieren zudem nicht nur unsere Gäste, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.