Kaltenkirchen (em) „Kaltenkirchen hat einen gewissen Charme, viel Grün und ist überschaubar“, sagt Pastorin Martina Dittkrist und fügt hinzu: „Aber Hamburg war schon immer meine Lieblingsstadt.“

Wen wundert es also, dass die 52-Jährige nun von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Kaltenkirchen in die Hansestadt wechselt. Nach dreizehn Jahren verabschiedet sich Dittkrist in einem Gottesdienst am Sonntag, 28. April um 15 Uhr in der Michaeliskirche. Für die Pastorin ist es genau der richtige Zeitpunkt, noch einmal neue Wege zu gehen. Ihre Tochter ist erwachsen und steht beruflich auf eigenen Füßen.

„Und als ich die Stellenausschreibung gelesen habe, habe ich gedacht: Das ist genau das, worauf ich Lust habe“, freut sich Dittkrist. Denn in Hamburg wird sie nicht nur mit einer halben Stelle Pastorin an der Simon-Petrus-Kirche im Stadtteil Poppenbüttel sein, sondern mit der anderen Hälfte die Evangelische Akademie in der Region Alstertal leiten. Eine ihrer Aufgaben dort: Veranstaltungen organisieren.

„Da geht es um Podiumsdiskussionen, um Kirche und Spiritualität, um Kirche und Diakonie oder auch um Kirche und Kunst“, erklärt die Theologin. Bei Kirche und Kunst kann sie direkt an Kaltenkirchen anknüpfen, schließlich hat sie dort eine Reihe von Gottesdiensten initiiert, bei der sie Kunstgegenstände in den Mittelpunkt stellte. Dittkrist ist überzeugt: „Nicht nur mit der Bibel können wir den Glauben nahebringen, sondern auch die Kunst hat eine Brückenfunktion, ihn erfahrbar zu machen.“

Auch für Kirche und Diakonie hat die Pastorin in Kaltenkirchen einiges bewegt. Vor mehr als zehn Jahren rief sie mit anderen Mitstreitern den Mittagstisch im Christophorushaus ins Leben. „Das hat sich zu einem Ort der Begegnung entwickelt, wo Senioren aus dem Stadtteil mit junge Familien und auch mit Menschen mit Handicap zusammen essen“, sagt Dittkrist. Begeistert ist sie dabei vom „ganz tollen Team der Ehrenamtlichen“, das alles so liebevoll serviert.

Gleich am Christophorushaus hatte Dittkrist auch die ganzen Jahre über ihr Pastorat. „Im Keller sind mir acht Paar Schuhe verschimmelt“, lacht sie heute. Nach der Sanierung sind die feuchten Wände jetzt passé. Überhaupt stehen die Gebäude der Kirchengemeinde Kaltenkirchen heute besser da als zu Beginn von Dittkrists Amtszeit. „Wir haben praktisch jedes Haus angefasst. Es hat richtig Spaß gemacht, alles mit dem Kirchengemeinderat voranzubringen“, erinnert sie sich. Dabei ging es der Pastorin darum, vernünftige Bedingungen für eine gute Gemeindearbeit zu schaffen.

Wobei Gemeindearbeit für Dittkrist immer auch heißt, Menschen zu erreichen, die wenig mit Kirche am Hut haben. Ein Gedanke, von dem sie sich auch bei der Projektwerkstatt für Grundschulkinder leiten ließ. „Jungen und Mädchen erleben dort alle zwei bis drei Monate sozusagen die Sendung mit der Maus live“, schmunzelt Dittkrist. Sie experimentieren einen Samstagvormittag zusammen, basteln und spielen. „Nicht der Abschlussgottesdienst steht im Vordergrund, sondern dass Kinder den kreativen Freiraum von Kirche erleben“, stellt die Pastorin klar.

Wenn die scheidende Pastorin aus den zurückliegenden Jahren erzählt, weiß sie kaum, wo anfangen und wo aufhören. So Vieles hat die gebürtige Niederrheinerin bewegt, seit sie am ersten Advent 2005 in ihr Amt eingeführt wurde. Damals kam sie von Oberhausen im Ruhrgebiet nach Südholstein. „Und als ich sah, wie hinter der Michaeliskirche Kühe weideten, war das schon deutlich ländlicher“, sagt Martina Dittkrist und lächelt.

Foto: Von Kaltenkirchen nach Hamburg: Pastorin Martina Dittkrist verabschiedet sich von ihrer Kirchengemeinde und der Stadt.