Kaltenkirchen (rj) Wie kann man der Innenstadt, insbesondere dem Grünen Markt wieder mehr Leben geben? Darüber wird aktuell wieder in Kaltenkirchen diskutiert.

„Gespräche gibt es immer wieder in unterschiedlichen Runden, eher aber allgemein zu allgemein, meine ich“, so Bürgermeister Hanno Krause. Nicht ohne Grund. Die Bebauung Bahnhof und ein geplanter Umbau der Holstenstraße (siehe letzte Ausgabe des Stadtmagazins) werden auf den Grünen Markt erheblichen Einfluss haben. Helfen könnten nach Ansicht des Bürgermeisters mehr Außengastromonie, aber auch längere Parkzeiten, einheitliche Öffnungszeiten des Einzelhandels, eine für Radfahrer problemlos be-fahrbar Holstenstraße. „Es muss erreicht werden, dass sich Einwohner und Besucher länger in der Innenstadt verweilen“, fordert er.

So äußert sich der Einzelhandel
Und was meinen die Gewerbetreibenden vor Ort? Neben einheitlichen Öffnungszeiten ist für Jo-hann Fuhlendorf, Vorstandsvorsitzender Kaltenkirchener Bank, ein besserer Branchenmix wünschenswert. Lederwaren und Parfümerieartikel würden beispielsweise fehlen. „Wenn ich für meine Frau mal ein schönes Parfüm kaufen möch-te, muss ich nach Norderstedt fahren“, sagt er.
Andrea Biehl, Vorsitzende des Kaltenkirchener Rings für Handel, Handwerk und Industrie und Inhaberin eines Blumengeschäftes, schlägt in eine ähnliche Kerbe. „Ein 1-Euro-Laden trägt nicht gerade zur Verschönerung des ansonsten so hübschen Grünen Marktes bei. Ein besserer Branchenmix würde die Innenstadt attraktiver machen.“ Auch auf ihrem Wunschzettel: längeres Parken, ein verbessertes Gastronomieangebot und ein verstärktes Engagement vom Städtenetz Nordgate für den Innenstadtbereich.
Einzelhändlerin Sabine Riecken würde sich über mehr Aktivitäten in der Innenstadt freuen, wie das Late-Night-Shopping. „Ein Ge-schäft wie Arko sollte näher an den Markt heranrücken, denn da ist immer was los. Eine Umgestaltung der Marktpassage wäre dringend notwendig.“
Auf den Punkt bringt es auch Sigrid Thun, Inhaberin von „Tee & Tand“. „Wie in anderen Städten sollte Kaltenkirchen ein City-Ma-nagement bekommen, das einheitliche Öffnungszeiten für alle Ge-schäfte regelt. Weiterhin sollten die Besitzer der Immobilien weniger an ihr eigenes Portemonnaie denken und bei der Auswahl der Mieter für einen guten Branchenmix sorgen.“ Nur Banken und große Ketten machen ihrer Meinung nach keine lebendige Innenstadt. „Geschäfte, die nicht so ho-he Mieten zahlen können, sollten eine Chance bekommen, damit mehr Individualität in die Kaltenkirchener Innenstadt einzieht“, äußert sich Thun.
Wir fragten bei den Fraktionen in der Stadtvertretung nach: Welche Vorstellungen haben sie, den Grünen Markt mehr zu beleben?

CDU: Einheitliche Öffnungs- und ParkzeitenMeinung und Politik
Als erstes sollte der Beschluss vom 24. August 2010 einmal umgesetzt werden. Bedeutet die Einrichtung einer Parkraumbewirtschaftungszone in der Innenstadt. Hier würde es eine einheitliche Parkzeitregelung von zwei Stunden geben. Städtebauliche Elemente kämen zusätzlich zum Tragen. Es würden an 56 Standorten 186 Verkehrszeichen entfallen. Wir bräuchten nur noch an zehn Standorten 17 Verkehrszeichen setzen. Endlich wür-de auch der Schilderwald in unserer Holstenstraße entfallen. Es muss über den Ring für Handel-Handwerk und Industrie sowie den neu gegründeten Verein Stadtmarketing eine Einigung geschaffen werden, dass die Geschäftseigentümer bzw. Betreiber zu einer einheitlichen Öffnungszeit kommen. Diese sollte möglichst bis 20 Uhr sein. Wir müssen gemeinschaftlich zu einer Werbestrategie kommen, um unsere Innenstadt wie in einem Einkaufzentrum zu vermarkten. Da-zu gehört aber auch ein gewisser Schutz an innenstadtrelevanten Artikeln für unsere Geschäftsbetreiber. In Sondergebieten darf nicht alles an Artikeln zum Verkauf freigegeben werden. Hier sind die Kaltenkirchener Politiker besonders gefragt. Zehn Prozent von einer Verkaufsfläche kann schon zu viel sein. Gemeinschaftlich sollten wir für die Nachmittagsstunden zusätzliche Events an den Markt holen, zum Beispiel eine Vergrößerung des Wochenmarktes und einen zweiten Angebotstag, spezielle Messen oder Autoausstellungen. Durch das Aufstellen eines gemeinschaftlichen Konzeptes mit der städtischen Wirtschaftsförderung wird der grüne Markt belebt.

FDP: Mehr Events, größerer Markt, weniger VerkehrMeinung und Politik
Das erste Mal hat die FDP-Fraktion im Dezember 2007, also vor fünf Jahren, einen Antrag gestellt, die Holstenstraße dadurch zu beleben, dass sie teilweise für Autofahrer gesperrt wird. Wir brauchen Leben in der Innenstadt: durch eine Vergrößerung des Wochenmarktes, dafür ergibt sich die Möglichkeit, Events wie Musikveranstaltungen, Themenmärkte, Aktionsveranstaltungen für die unterschiedlichsten Altersgruppen durchzuführen.
Unsere Fraktion hat die Sperrung der Holstenstraße für das Teilstück rund um das Rathaus vorgeschlagen. Und zwar nur an Sonnabenden in der Zeit von 6 bis 13.30 Uhr. Dreimal in den folgenden Jahren haben wir dafür vergeblich bei den anderen Fraktionen geworben, sich dieser Möglichkeit zur Belebung der Innenstadt anzuschließen. Jetzt kommt’s: Es ist uns tatsächlich gelungen, eine Mehrheit für diesen Vorschlag zu bekommen. Am 22. Mai hat die SPD-Fraktion unseren Antrag mitgetragen. Die CDU ist auch dieses Mal dagegen gewesen. Nun liegt der Ball bei der Verwaltung. Sie erarbeitet die konkreten Bedingungen, wie die Sperrung der Holstenstraße an den Sonnabenden im Teilstück um das Rathaus herum konkret vorgenommen wird.
Übrigens: Der Beschluss liegt fünf Monate zurück. Wir werden in der nächsten Stadtvertretersitzung am 30. Oktober nach dem Stand der Bearbeitung fragen. Denn eines bleibt: Die Innenstadt bedarf einer kreativen Frischzellenkur. Zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger.

SPD: ?
Ob auch die SPD eine Meinung zu diesem Thema hat, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Auch nach mehrfachen Nachfragen, haben wir keine Stellungnahme erhalten.

Aktive Demokraten: Wochenmarkt weiter ausbauenMeinung und Politik
Politik ist nur sehr eingeschränkt in der Lage dazu, auf die Belebung einer Innenstadt Einfluss zu nehmen. Welche Geschäfte sich ansiedeln und welche nicht, liegt nicht im Einflussbereich von Stadtvertretern. Wo sich jedoch Perspektiven für eine Mitgestaltung ergeben, gilt es dann auch konsequent eine Vi-sion zu entwickeln. So ist beispielsweise der Markt am Samstagmorgen deutlich zu klein. Um attraktiver zu werden, bedarf es eines größeren Angebots für die Bürger. Auch ein weiterer Markttag unter der Woche ist wünschenswert.
Vor allem aber muss der Markt für weitere Anbieter geöffnet werden. Dazu wären zunächst die Flächen vor dem Rathaus hin zur Schulstraße zu nutzen. Solange Nachfrage nach Marktflächen besteht, gehört der Markt aber auch darüber hinaus weiter ausgebaut. Sollten die Flächen nicht mehr ausreichen, wäre auch eine Sperrung von Straßen denkbar. Den ortsansässigen Einzelhändlern sollte dabei ein Vorzugsrecht auf Marktflächen eingeräumt werden. Über Aktionen auf dem Wochenmarkt ergäbe sich so auch für die Geschäfte eine Ge-legenheit, auf sich aufmerksam zu machen und zusätzliche Umsätze zu erzielen.
Die schöne Kaltenkirchener Innenstadt hat das Potential zu einem Wochenmarkt von überregionaler Bedeutung. Rund um die Innenstadt sind günstig gelegene Parkplatzflächen vorhanden, die es unnötig machen, mit dem Auto bis in den Kern vorzufahren. Ein großes Angebot auf großer, autofreier Fläche lädt zum Bummeln ein. Diese Bedingungen müssen nur richtig genutzt werden.

Pro Kaki: Straße für Alle und vielfältige GastronomieMeinung und Politik
Eine Ausweitung des Wochenmarktes mit einem umfangreichen Angebot von Händlern aus der Re-gion wäre ein erster Ansatzpunkt. Dafür müsste die Holstenstraße am Sonnabend vor dem Rathaus für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Markt und Geschäfte sollten zudem mindestens bis 13 Uhr geöffnet sein.
Eine Umgestaltung der Holstenstraße zu einer verkehrsberuhigten „Straße für Alle“ würde für eine dauerhafte Belebung der Innenstadt sorgen. Zusammen mit einer vielfältigen Außengastronomie, wird es dann auch für Familien in-teressant, die Kaltenkirchener In-nenstadt zu besuchen.
Um einen Besuch der Innenstadt mit dem Fahrrad interessant zu machen, müssten die Zufahrtsmöglichkeiten verbessert und überdachte Fahrrad-Abstellplätze in der Nähe des Marktes geschaffen werden.
Die Immobilienbesitzer könnten in die Pflicht genommen werden, mehr in ihre Immobilien zu investieren und mit den Mietern für eine ansprechende, zeitgemäße Fassadengestaltung zu sorgen.
Die Verlegung der Gewerbemesse zurück in die Innenstadt wird wie das Stadtfest hier zur Belebung beitragen. In der frühen Geschichte des Ortes, etwa 15. bis 18. Jahrhundert, hat der „Ochsenweg durch Kaltenkirchen“ für die Belebung des Ortes gesorgt hat. Ein Mittelalter-Event, das dieses historisch interessante Thema aufgreift, könnte an die Vergangenheit erinnern und zur Innenstadtbelebung beitragen.