Kaltenkirchen (em) Manchmal tut ihm ein bisschen die Schulter weh. Die Knie machen Probleme, der Rücken sowieso. Darüber erzählt der Kawasoe Masao mit einem Lächeln, am Ende einer zweieinhalbstündigen Trainingseinheit, in der er Sportlerinnen und Sportler an ihre Grenzen gebracht hat, die nicht halb so alt sind, wie er. Wenige Tage nach seinem 79. Geburtstag beweist der Großmeister wieder einmal, dass Karate ein Sport ist, der körperliche und geistige Fitness nicht nur fordert, sondern vor allem fördert. Er hat seinen Weg gefunden, trotz kleiner Wehwehchen agil zu bleiben und motiviert seine Schülerinnen und Schüler, ihren Weg zum selben Ziel zu suchen und sich dabei noch zu steigern.

Am Wochenende kamen rund 160 Karatekas aus ganz Deutschland und aus Dänemark nach Kaltenkirchen. Nicht wenige von ihnen trainieren die japanische Kampfkunst seit Jahrzehnten, einige sind selbst hochgraduierten Senseis. Doch wenn Kawasoe ruft, pilgern sie Jahr für Jahr gern in die Sporthalle am Lakweg, um von der Erfahrung des Großmeisters zu profitieren, Grundlagen zu perfektionieren, neue Techniken zu erlernen. Dabei kommen nicht nur die sehr Erfahrenen auf ihre Kosten. Der jüngste Teilnehmer war gerade 5 Jahre alt und auch auf die Zuschauertribüne schnappte die Faszination über.

Wer anfängt, Karate zu erlernen, geht stolz vom Training nachhause, wenn zum ersten Mal ein Oi-Zuki (gerader Fauststoß mit Ausfallschritt) oder Mae-Geri (Vorwärtsfußtritt) gelingt  und vielleicht vom Sensei gelobt wurde. Umso faszinierender ist, dass solche Grundtechniken in jeweils einer Trainingseinheit am Samstag und Sonntag im Mittelpunkt standen und dass von Weiß- bis Schwarzgurten alle daran feilten, um sie noch ein bisschen besser auszuführen. Dass das individuelle Niveau dabei sehr unterschiedlich war, liegt in der Natur der Sache, hielt Kawasoe aber nicht davon ab, jeder und jedem einzelnen mit Respekt und Hingabe zu begegnen und mit kleinen oder größeren Korrekturen zu helfen.

An je einer weiteren Trainingseinheit nahmen dann nur noch Karatekas ab Braungurt teil. Hier ging es jeweils noch einmal richtig ins Eingemachte und entsprechend kompliziertere Techniken wurden trainiert.

Am Ende des Lehrgangs stand für sechs Teilnehmende der Höhepunkt noch bevor: Momme Geuke, Finja Groß, Linda Herz, Fritz Runge und Lukas Oriskevic legten zum Abschluss des sportlichen Wochenendes ihre Prüfung zum 8. Kyu ab und dürfen ab sofort den gelben Gürtel tragen. Carah Mannischeff hatte diese Leistung bereits vor einem Jahr am selben Ort erbracht und trat nun erneut an. Sie bestand die Prüfung zum Orange-Gurt.

Ausrichter der Veranstaltung war die Karateabteilung der Kaltenkirchener Turnerschaft. Deren Leiter, Knud Möhle, waren Rührung und Begeisterung anzumerken, als er sich unter großem Applaus bei den Teilnehmenden und Kawasoe Masao für das Kommen und den großen Einsatz bedankte. Ob der Japaner, der seit vielen Jahren in London lebt und lehrt auch im kommenden Jahr wieder nach Kaltenkirchen kommt, ließ Kawasoe zunächst offen. Er kündigt schon seit Jahren an, kürzer treten zu wollen. Doch die Freude, die er ganz offensichtlich bei seiner Tätigkeit hat, lässt hoffen, dass er dieses Vorhaben nicht allzu zielstrebig verfolgt.