Kaltenkirchen (rj) Wie wird die Stadtvertretung künftig aussehen? Darüber entscheiden die Kaltenkirchener bei der Kommunalwahl am Sonntag, 26. Mai.

Sie lächeln gerade miteinander um die Wette die Politiker auf den Plakaten. Es ist Wahlkampf-Zeit. Und auch die Zeit der Wahlversprechen. Wir wissen: Versprechen muss man halten. Wem die Menschen am ehesten zutrauen, dass er hält, was er verspricht, den wählen sie am Ende des Wahlkampfes. Und dann? Dann lacht der Gewinner der Verlierer eher nicht und wir sind gespannt, ob er hält, was er versprochen hat.
Fünf Parteien haben Kandidaten für die 14 Wahlkreise in der Stadt aufgestellt. Spitzenkandidat der CDU ist Fraktionsvorsitzender Kurt Barkowsky. Die aktuelle Bürgervorsteherin Elke Adomeit hat es nach dem Wechsel von der FDP zu den Christdemokraten gleich geschafft, den vierten Listenplatz zu erringen. Noch eine Überraschung: Nikolai Strub, vor fünf Jahren im Krach aus der CDU ausgeschieden, ist wieder zurück in der Partei und hat sich gleich auf dem neunten Platz positionieren können.
Zoff herrschte auch lange Zeit bei den Sozialdemokraten. Die Partei hat sich mittlerweile neu aufgestellt und für Karl Stanek auf Listenplatz 1 entschieden. Eine Neuordnung war, nach den Abgängen von Adomeit, Reinhard Bundschuh und Torven Hartz, auch bei der FDP fällig. Die Liste führt jetzt die die ehemalige Landtagsabgeordnete Katha-rina Loedige an.
Die Wählergemeinschaft Pro Kaki um Bundschuh bereicht bereits die Stadtvertretung, stellt sich zur anstehenden Kommunalwahl aber noch breiter auf. Die kleinste Mannschaft bildet die Die Linke, angeführt von Danny Blechschmidt, in Kaltenkirchen bislang eine politisch unbekannte Größe.
Vor der Abstimmung über die künftige Zusammensetzung der Stadtvertretung haben wir die Spitzenkandidaten unter die Lupe genommen. Denn wenn wieder gewählt wird, wollen wir wissen, ob die Politiker ihre Versprechen gehalten haben. Dann wählen wir sie wieder. Wenn nicht, wählen wir uns einfach andere.

Kandidaten-Check

Kurt Barkowsky, CDU,Meinung und Politik
61 Jahre

Die Stadt hat ein großes Haushaltsloch. Wo wollen Sie sparen?
Die Stadt hat kein großes Haushaltsloch, allerdings einen Schuldenstand von 29.591 Euro. Die Kredite wurden in Investitionen getätigt, die als Einnahme zurückkommen werden, so beim Neubau der Druckrohr- und Schmutzwasserleitung und durch Verkauf von Grundstücken in Baugebieten.

Wo wird der normale Bürger die Einschnitte spüren?
Der Bürger wird keine Einschnitte merken. Wie zuvor beschrieben, haben wir sogenannte rentierliche Schulden gemacht. In der mittelfristigen Finanzwirtschaft werden wir unseren Schuldenstand wieder zurückfahren können. Voraussetzung ist aber, die freiwilligen Ausgaben nicht weiter zu erhöhen.

Was würden Sie gerne verändern?
Wir hatten in Kaltenkirchen bis vor 1,5 Jahren einen gewissen Stillstand in der Entwicklung. In 2011 haben wir unsere Stadt umgekrempelt und einen neuen Verwaltungschef wählen lassen. Die Vorstellungen unseres Bürgermeisters für die weitere Entwicklung sind auch unsere, daher unterstützen wir ihn.

Welchen Beitrag wollen Sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft leisten?
Grundlage aller zukunftorientierten kommunalen Entwicklungen sind eine prosperierende Wirtschaft und geordnete Finanzen. Eine infrastrukturelle Entwicklung für Ge-werbe-, Wohnungs- , Verkehrs- und Grünflächen sind wichtig. Daran wollen wir als CDU in den nächsten fünf Jahren arbeiten.

Was tun Sie für ältere Mitbürger?
Wie werden den Wohnungsbau, insbesondere die einer seniorengerechten Bebauung, unterstützen. Wir wollen eine Erweiterung von Freizeitangeboten in Vereinen und Verbänden verbessern, den Aufbau neuer Begegnungsmöglichkeiten zwischen den Generationen, wie Mehrgenerationenhäuser, fördern.

Ein Jugendlicher fragt Sie, warum er Sie wählen soll. Was sagen Sie ihm?
Wir werden uns weiter für die Förderung und Unterstützung des Ju-gendhauses einsetzen. Wir wollen auch in Zukunft ein über das ganze Stadtgebiet gefächertes Angebot an Sportübungsstätten und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung er-halten. Wir wollen die Jugendstadtvertretung weiter unterstützen.

Karl Stanek, SPD,Meinung und Politik
65 Jahre

Die Stadt hat ein großes Haushaltsloch. Wo wollen Sie sparen?
Notwendige Investitionen in die Infrastruktur der Stadt haben dazu geführt, dass ein Defizit im Haushalt entstanden ist. Durch Ansiedlung weitere Gewerbebetriebe wollen wir neue Arbeitsplätze schaffen und die Einnahmen der Stadt erhöhen, um somit das Defizit auszugleichen.

Wo wird der normale Bürger die Einschnitte spüren?
Bei steigenden Einnahmen durch ein erhöhtes Steueraufkommen wird es nicht erforderlich sein, Einschnitte bei den Leistungen für die Bürger vorzunehmen. Wir setzen uns ganz besonders für den Erhalt der freiwilligen Leistungen der Stadt im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich ein.

Was würden Sie gerne verändern?
Wir wollen das Bildungsangebot weiterentwickeln: Es soll offene Ganztagsangebote auch in allen Grundschulen geben. Die Regionalschulen sollen zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden. An der Gemeinschaftsschule soll eine gymnasiale Oberstufe eingerichtet werden.

Welchen Beitrag wollen Sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft leisten?
Durch gezielte Wirtschaftsförderung wollen wir neue Unternehmen gewinnen und schon ansässige unterstützen. Wir wollen den Aufbau eines Innovations- und Gründerzentrums im Gewerbegebiet fördern. Die Zusammenarbeit im Verbund Nordgate soll ausgebaut werden.

Was tun Sie für ältere Mitbürger?
Wir werden uns für bezahlbaren und altersgerechten Wohnraum einsetzen. Durch neue kreative Angebote von Tagesstätten, alternativen Wohnformen und Mehrgenerationenprojekten wollen wir der zunehmenden sozialen Isolierung und Vereinsamung älterer Menschen begegnen.

Ein Jugendlicher fragt Sie, warum er Sie wählen soll. Was sagen Sie ihm?
Wir wollen gute Politik für Kaltenkirchen machen. Unsere Schwerpunkte sind eine lebendige Bürgerbeteiligung, günstige Voraussetzungen für Erziehung und Bildung, nachhaltiger Klimaschutz, eine bürgernahe Stadtentwicklung, starke Wirtschaft und sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Katharina Loedige, FDP,Meinung und Politik
51 Jahre

Die Stadt hat ein großes Haushaltsloch. Wo wollen Sie sparen?
Der Mittelstand, der qualifizierte Arbeitsplätze schafft, muss unterstützt werden. Er ist der Garant für dauerhaft gute Steuereinnahmen. Wir dürfen künftig nicht mehr ausgeben als wir einnehmen, keine jährliche Nettoneuverschuldung! Mehreinnahmen müssen dem Ab-bau von Schulden dienen.

Wo wird der normale Bürger die Einschnitte spüren?
Mit der FDP wird es keine spürbaren Einschnitte geben. Trotz hoher Steuereinnahmen wird nicht mehr ausgeben als wir einnehmen. Investitionen in unsere Schulen und Kindertagesstätten haben oberste Priorität.

Was würden Sie gerne verändern?
Wir haben in den letzten fünf Jahren bereits vieles positiv verändert, zum Beispiel die Wirtschaftsförderung optimiert, die Transparenz von Entscheidungen hergestellt, die Beteiligung der Bürger an den Sitzungen erweitert, die Jugendstadtvertretung offen angehört, ebenso den Seniorenbeirat.

Welchen Beitrag wollen Sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft leisten?
Die FDP hat dafür gesorgt, dass die Gewerbesteuer nicht erhöht wird. Wir werden Investitionen für die Er-schließung neuer Gewerbegebiete zustimmen, weil sie die Voraussetzungen für die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind. Die FDP unterstützt die Wirtschaftsförderung im Rathaus.

Was tun Sie für ältere Mitbürger?
Wir fördern Mehrgenerationenhäuser, betreutes Wohnen, generationsübergreifende Projekte; die FDP nimmt die Vorschläge des Se-niorenbeirates ernst. Wir ermuntern die älteren Mitbürger, nicht nur „Konsumenten“zu sein, sondern sich aktiv mit einzubringen. Wir Liberale suchen den Dialog.

Ein Jugendlicher fragt Sie, warum er Sie wählen soll. Was sagen Sie ihm?
Investitionen in Schule, Sport und Freizeit stehen für Liberale immer im Mittelpunkt. Auf oberen Listenplätzen kandidieren bei uns zwei junge Leute von 22 und 23 Jahren, die ihre Vorstellungen über die Wünsche junger Menschen bei uns einbringen. Die FDP nimmt die Jugendlichen ernst.

Danny Blechschmidt,Meinung und Politik
Die Linke, 35 Jahre

Die Stadt hat ein großes Haushaltsloch. Wo wollen Sie sparen?
Die Linke will weitere Steuererhöhungen sowie Kitaerhöhungen verhindern, um nicht verschwenderische Bauvorhaben wie die nicht enden wollende Umgestaltung der Holstenstraße mit zu finanzieren. Stattdessen sollten die Stadtvertreter einer Kürzung ihrer Sitzungsgelder zustimmen.

Wo wird der normale Bürger die Einschnitte spüren?
Wir wollen dazu beitragen, dass alle Menschen ein sicheres und gutes Leben sich gestalten können. Dies geht nicht mit immer weiteren Steuererhöhungen. Deshalb wird Die Linke in der Stadtvertretung für grundlegende politische Veränderungen kämpfen zum Wohle aller Bürger.

Was würden Sie gerne verändern?
Bezahlbare Kitas sind der Schlüssel zur gleichberechtigten Teilhabe beider Eltern am Erwerbsleben und Bestandteil einer familienfreundlichen Stadt. Wir werden in der Stadtvertretung auch für die Rücknahme der letzten Hundesteuererhöhung einsetzen. Beides trifft vor allem die finanziell Schwachen.

Welchen Beitrag wollen Sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft leisten?
Wir möchten keine Absenkung der Gewerbesteuer, sondern die Einnahmen aus der Gewerbesteuer verbessern, damit weiter in die Stadt investiert wird. Wir wollen die Gewerbesteuer in eine Gemeindewirtschaftsteuer umwandeln. Das nützt der Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt und den Bürgern.

Was tun Sie für ältere Mitbürger?
Wir werden uns in der weiteren Stadtplanung für ein altersgerechtes und barrierefreies Wohnumfeld, Begegnungsmöglichkeiten wie Stadtteilzentren und Gemeinschaftshäuser einsetzen. Städteplanung muss auf alte Menschen Rücksicht nehmen und ihrem Recht auf Mobilität genügen.

Ein Jugendlicher fragt Sie, warum er Sie wählen soll. Was sagen Sie ihm?
Wir möchten, dass alle in Freiheit, sozialer Sicherheit und Solidarität beteiligt werden. Zu den Freiheitsgütern gehören die sozial gleiche Teilhabe aller, eine existenzsichernde Arbeit, Bildung, hochwertige Gesundheitsleistungen und soziale Sicherungen. Dazu braucht es uns in der Stadtvertretung.

Reinhard Bundschuh, Pro-Kaki,Meinung und Politik
59 Jahre

Die Stadt hat ein großes Haushaltsloch. Wo wollen Sie sparen?
Kaltenkirchen hat einen ausgeglichenen Haushalt, dem ich zugestimmt habe, weil einige Pro-Kaki-Forderungen wie der Radweg bis zum ehemaligen Truppenübungsplatz und die Querungshilfe an der Barmstedter/Lindrehm umgesetzt erfüllt wurden. Wichtig ist aber auch die Schuldentilgung anzugehen.

Wo wird der normale Bürger die Einschnitte spüren?
Wesentliche Einschnitte wird es mit uns bei einer stabilen Wirtschaftslage nicht geben.
Kaltenkirchen hat bereits viel in Bildung und Kinderbetreuung investiert und ist erfreulicherweise gut aufgestellt. Hier sind auch in Zukunft weitere Aktivitäten geplant.

Was würden Sie gerne verändern?
Die Stichworte sind Bürgernähe und Transparenz. Die Bürger müssen die Chance haben, sich mehr einzubringen. Maßnahmen zum Lärm- und Umweltschutz sollten stärker berücksichtigt werden. So ist zum Beispiel ein Lärmschutzwall an der A7 notwendig. Lebensqualität soll verbessert werden.

Welchen Beitrag wollen Sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft leisten?
Um die vielen Projekte auch finanzieren zu können, setzt Pro-Kaki auf Wirtschaftsförderung zur Ansiedlung neuer Firmen und auf die Weiterentwicklung bestehender Un-ternehmen, wie die Dodenhof-Erweiterung, Globus oder Jungheinrich. Ökologie und Ökonomie soll in Einklang gebracht werden.

Was tun Sie für ältere Mitbürger?
Wichtige Projekte sind generationsübergreifendes Wohnen und die Betreuung demenzkranker Menschen. Pro-Kaki möchte optimale Lebensbedingungen für alle Generationen schaffen.
Die in diesem Bereich tätigen Organisationen werden wir hierbei unterstützen.

Ein Jugendlicher fragt Sie, warum er Sie wählen soll. Was sagen Sie ihm?
Wir würden gerne wiederkehrend eine Open-Air-Veranstaltung, zum Beispiel Kino, im Freizeitpark etablieren. Das dürfte nicht nur Jugendlichen gefallen. Und der Nachtbus sollte wieder bis Kaltenkirchen fahren. Wir sind unabhängig, keiner Partei unterstellt und unterstützen weitere gute Ideen.