Norderstedt (em) Straßenmarkierungen sind heutzutage weltweit bekannt und verständlich. Mit der Zunahme des Kraftverkehrs und der gestiegenen Unfallhäufungen wurden sie zur sicheren Führung des Verkehrs als notwendig angesehen.

Eine weiße Mittelmarkierung teilt die Straße deutlich in zwei Richtungsfahrbahnen ein, damit jeder Verkehrsteilnehmer auf auch der richtigen Spur bleibt. Klar, universell und absichernd.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr wird diese bewährte Erkenntnis nun in Abrede gestellt. In einer Antwort der Verkehrsaufsicht heißt es, dass nach Erneuerung der Fahrbahndecken auf Leitlinien unbedingt verzichtet werden soll, um so für mehr Verkehrssicherheit beizutragen. Zudem wird das Kriterium der KFZ-Stärke/Tag von 5.000 Fahrzeugen seine Bedeutung verlieren. Fahrbahnmarkierungen auf Hauptverkehrsstraßen können demnach in Norderstedt schon bald der Vergangenheit angehören.

„Hier werden fahrlässig die derzeitigen Entwicklungen in der Automobilindustrie verkannt“, stellt der CDU-Stadtvertreter Patrick Pender fest. Als Mitglied im Ausschuss kritisiert er scharf die Haltung der Verwaltung in ihrer vehementen Abneigung gegen Fahrbahnmarkierungen. Stattdessen müsse man erkennen, dass die weißen Leitlinien als Grundlage der New Mobility für die Stadt essentiell sind. Sämtliche Automobilhersteller leisten sich derzeit einen teuren Wettlauf, wer am meisten von der Zukunft der Mobilität anzubieten hat. Im Mittelpunkt steht dabei das teil- oder vollautomatisierte Fahren. Die Anforderungen an die eigenständige Verarbeitung der Verkehrssituation sind noch enorm. Dabei ist es egal, ob diese durch Einsatz von LiDaR (Light Detection and Ranging)-Sensortechnik oder doch mithilfe von Kamerabildern und Radarinformationen gelöst werden. Verlässlich fahren können beide hochautomatisierten Systeme nur mit sichtbaren Fahrbahnmarkierungen. Diese Tatsache musste auch Volvo bei der Los Angeles Autoshow erfahren, als ihr Zukunftsauto aufgrund fehlender Fahrspurmarkierungen nicht losfahren wollte.

Beim Umbruch durch die digitale Revolution im Straßenverkehr werden Straßenmarkierungen weiterhin eine wichtige Rolle für das Situationsbewusstsein des Fahrers in einer zunehmend komplexen Straßenumgebung einnehmen. Die Europäische Kommission und der Europäische Straßenverband sehen beide die Verkehrssicherheit abhängig von der Sichtbarkeit der Straßenmarkierungen.

„Wir wollen durch die Sanierungen dazu beitragen, den Straßenverkehr zukunftstauglich und sicherer zu gestalten.“ so Pender und sieht die Gefahr, dass durch die Maßnahmen der Verwaltung letztendlich exakt das Gegenteil bewirkt wird. Gut sichtbare Straßenmarkierungen unterstützen heute den Verkehrsfluss, alarmieren beim Darüberfahren den menschlichen Fahrer und sind erforderlich, um eine sichere und zuverlässige Navigation autonomer Fahrzeuge durch die Fahrbahn in Zukunft zu gewährleisten. Pender fordert daher die Verwaltung auf: „Statt sich künstlich selbst Hürden in den Weg zu stellen, sollte Norderstedt vielmehr die Weichen für die Zukunft der Mobilität legen und die Zeichen der Zeit im Straßenverkehr erkennen.“

Foto: „Mittig oder nicht mittig fahren, das ist hier die Frage.“ Fehlende Fahrbahnmarkierungen am Beispiel vom Friedrichsgaber Weg könnten schon bald die Norm in Norderstedt sein.