Norderstedt (em) 47 Jahre stand die neuapostolische Kirche im Spreenweg 3a, drei Minuten Fußweg von der Bushaltestelle „Alter Kirchenweg“ entfernt. Dann machte ein Abriss erforderlich, dass die Gemeindemitglieder ihre Gottesdienste in alternativen Räumlichkeiten feierten. Dies ist nach anderthalb Jahren vorbei: im Spreenweg steht nun eine neue neuapostolische Kirche.

„Wir haben das Gefühl zuhause zu sein, die gewohnte und geschätzte Umgebung im Spreenweg, sehr vermisst,“ fasst Björn Renz, Vorsteher der Neuapostolischen Kirche (NAK) Norderstedt, die Gefühle der Gemeindemitglieder zusammen. „Wir freuen uns, wieder zurückzukehren. Wir freuen uns auf alles Neue, gleichzeitig an alte, gute Erinnerungen anknüpfen zu können.“

Älter als die Stadt: Gemeinde seit 84 Jahren ansässig
Die neuapostolische Gemeinde Garstedt wurde bereits 1934 gegründet und kam in der Anfangszeit in Häusern der Gemeindemitglieder unter, um Gottesdienste zu feiern. Später fanden diese in der Garstedter Volksschule, heute Lütjenmoor, und in den Dorfschulen Ellerau und Glashütte statt.

Das erste eigene Kirchengebäude wurde 1950 in der Norderstraße errichtet. Doch aufgrund des starken Gemeindewachstums konnte 1969 eine größere Kirche geweiht werden. Diese wurde im Winter 2016 abgerissen, da der Baugrund durch eine Grundwasserabsenkung so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass eine vollständige Sanierung nicht möglich war. Die Konsequenz: Keine Schließung, keine Fusion, sondern ein Neubau.

„Das ist ein Grund zum Feiern, denn wo werden heute noch neue Kirchen bezogen“, fragt Charlotte Hilke, mit 95 Jahren ältestes Gemeindemitglied. Gemeindeschließungen sind zwar auch im neuapostolischen Umfeld bekannt. Doch mit dem Standort Norderstedt das zeigt der neue Kirchenbau wird weiterhin geplant.

Gemeindevorsteher rechnet mit weiterem Wachstum
Die Zahlen sprechen für sich: Der Sonntagsgottesdienst wird durchschnittlich von 120 bis 130 Norderstedtern besucht, bis zu 35 SängerInnen bilden zu jedem Gottesdienst den Gemeindechor und 19 Seelsorger sind ehrenamtlich aktiv. „Wenn das so weiter geht und die 150 Sitzplätze nicht mehr ausreichen, kann man vielleicht noch anbauen“, zeigt sich Björn Renz optimistisch. Doch bis zur nächsten Bauphase wolle man das Gemeindeleben in den neuen vier Wänden genießen und für jeden Interessierten öffnen.

Entworfen wurde das neue Kirchengebäude vom Norderstedter Architekten Ralf Linke. Dieser war für die NAK, die in Schleswig-Holstein 35 Gemeinden hat, schon mehrfach tätig. Zu seinen jüngst fertig gestellten (Um-)Bauten zählt auch die NAK Hamburg-Nord. Dort kamen die Norderstedter während der Bauzeit jeden Mittwoch zusammen, um gemeinsame Gottesdienste zu erleben.

Grundschule Heidberg bot Mensa und Klassenräume an
Sonntags wurden die Gottesdienste in der Grundschule Heidberg gefeiert. „Wir sind der Schule und Stadt sehr dankbar, dass wir die Räumlichkeiten nutzen durften“, betont ein Diakon der Gemeinde, der den Kontakt zwischen Schule und Gemeinde schnell herstellen konnte, da seine Kinder die Schule besuchen.

„Die Heidbergschule befindet sich in der Nähe unseres eigentlichen Standorts und ist noch dichter am Nahverkehrsnetz angeschlossen“, zählt der Diakon die Vorteile auf. „Und dass die Sonntagsschule tatsächlich in einer Schule, ja im Klassenraum, stattfinden konnte, ist natürlich ideal.“ Dennoch freue man sich nun wieder auf die eigenen vier Wände. „Gerade der neue Sakralraum bewirkt im Vergleich zur Schulmensa natürlich eine feierlichere und heiligere Atmosphäre.“