Norderstedt (rj) Der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt stetig an. In Norderstedt ist bereits mehr als jeder vierte Bürger älter als 60. 2012 wird von der Europäischen Kommission nun zum Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen erklärt. Auch eine Herausforderung für Norderstedt.

Die Entwicklung stellt ein großes Risiko für öffentliche Ausgaben dar, denn insbesondere die Kosten für Gesundheitsfürsorge werden steigen bei gleichzeitig rückläufigem Wirtschaftswachstum durch fehlende Arbeitskräfte. Die Europäische Kommission betont deshalb, dass der Schwerpunkt nicht auf Schwächen und Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft gelegt werden soll, sondern auf die Möglichkeiten und Chancen, die sich dadurch bieten. Ein längeres Verbleiben auf dem Arbeitsmarkt und Mittel und Wege aufzuzeigen für ein gesünderes Altern, dass sind Forderungen der Kommission. Vor Ort seien Konzepte für lebenslanges Lernen zu entwickeln und zu fördern, die soziale Teilhabe durch Möglichkeiten zu Freiwilligkeit für ältere Menschen zu erhöhen.

Ein Beispiel sind Mehrgenerationenhäuser, die passgenaue Angebote wie Familienbildung, Kinderbetreuung und Seniorenarbeit für verschiedene Generationen anbieten. Eine Arbeitsgruppe des Norderstedter Sozialausschusses sucht seit Jahren die Möglichkeit, eine solche Einrichtung zu schaffen bislang allerdings mit überschaubaren Ergebnissen. In Nachbarkommunen („Tausendfüßler“ in Kaltenkirchen und „Familienzentrum“ in Henstedt-Ulzburg) ist man da schon einen Schritt weiter.

Wie sehen die Parteien das Problem? Wir fragten nach!

Investoren fürs Wohnen finden (CDU)

Der Anteil der Senioren an der Bevölkerung hat hier bereits die 25 Prozent überschritten, mit steigender Tendenz. Aber auch das Miteinander der Generationen und die damit zusammenhängenden Fragen stehen ganz oben auf der Agenda unseres kommunalpolitischen Handelns. Dabei bietet uns die sozialräumliche Betrachtungsweise des jüngst erschienenen Norderstedter Sozialberichts die notwendige Hilfestellung, festzustellen, in welchen Quartieren der Stadt welcher Handlungsbedarf besteht.
Die alles entscheidende Frage wird sein, wie es uns bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum gelingen wird, Investoren zu beteiligen. Sogenannte Mehrgenerationenhäuser sollen beispielsweise im Garstedter Dreieck entstehen. Darüber hinaus wird es in den nächsten Jahren ganz entscheidend darauf ankommen, die sogenannten aktiven Senioren in die wertvolle ehrenamtliche Mitarbeit einzubeziehen. Ein wichtiger Ansatz wäre hier die Nachmittagsbetreuung von Schülern und Kindern in den offenen Ganztagsschulen.

Vorrang: Projekte in Quartieren (SPD)

Wir haben in Norderstedt zum Glück einen sehr aktiven Seniorenbeirat, der sich mit viel Engagement und Fachverstand in die Diskussionen in den Fachausschüssen der Stadtvertretung einbringt. Er vertritt dabei nicht mehr allein die Interessen der „Alten“ diese Ehrenamtler haben schon längst alle Generationen in unserer Stadt im Blick. Wichtige Impulse für die Förderung ehrenamtlicher Arbeit können aber nicht allein Aufgabe der älteren Generation ein. Wir unterstützen daher generationsübergreifende Projekte wie das der Diakonie „Leben unter der Eiche“ in Garstedt. Dort befindet sich auf einem Gelände eine Kita mit einer Wohnanlage für ältere und demente Menschen. Wir wollen stärker in den Wohnquartieren und nicht zentral an einem Ort Begegnungen zwischen Jung und Alt fördern. Auch in Friedrichsgabe können wir uns auf dem Gelände der sogenannten Rentnerwohnungen ein solches Generationenprojekt sehr gut vorstellen. Die Gespräche dazu laufen bereits, das Konzept basiert zu einem großen Teil auf der Einbindung Ehrenamtlicher.

Ein Treff für Jung und Alt (GALiN)

Auch wenn Norderstedt den Eindruck einer jungen aufstrebenden Stadt macht, auch bei uns ist der demografische Wandel deutlich zu spüren. Einer der wichtigen Punkte, die sich aus dieser Entwicklung ergibt, ist die Versorgung mit angemessenem Wohnraum. Dazu gehört beispielsweise auch unser Einsatz für den Erhalt und die Schaffung neuer Sozialwohnungen. Hier müssen bereits im kommenden Haushaltsjahr die notwendigen Akzente gesetzt werden. Neben dem Ausbau der unterschiedlichsten Wohnformen sind ergänzende Maßnahmen, die die Versorgung der älteren Mitbürger auch in den verschiedenen Stadtteilen sicherstellen, notwendig. Besonderen Wert legen wir auch auf das schon seit längerem diskutierte Projekt „Generationsübergreifende Begegnungsstätte“. Die schon sehr weit vorangetriebene Planung muss durch den Einsatz von Planungskosten weiter konkretisiert werden. Die Vorausetzung ist ein Altenplan, der die Ermittlung altersgerechter Bedarfe in allen Bereichen des sozialen Miteinanders aller Generationen ermöglichen wird.

Eigenständigkeit erhalten (FDP)

Norderstedt bietet seinen älteren Mitbürgern 23 verschiedene Tagesstätten und Begegnungsmöglichkeiten, mindestens 25 verschiedene, speziell für sie eingerichtete Sportgruppen, eine Reihe von VHSKursen und natürliche eine ansehnliche Zahl von Beratungsstellen; das ist doch schon sehr beachtlich. Wir Liberalen wollen dieses öffentlich bezuschusste und vernetzte Angebot in den verschiedenen Stadtteilen erhalten. Wenn Kirchen, Verbände und Vereine die Möglichkeit und den Bedarf sehen, ihre Angebote im Sinne eines Mehrgenerationenhauses zu erweitern, wird die FDP das unterstützen. Als städtisches Angebot lehnen wir es ab. Die älteren Menschen müssen in unserer Stadt selbstbestimmt und eigenständig leben können. Wir müssen Investoren für barrierefreies Wohnen und Wohnen mit Betreuungsangeboten finden. Damit die Senioren sich innerhalb des Stadtgebietes gut bewegen können, wird die FDP ihre Idee des Anruf-Sammeltaxis wieder aufgreifen. Die Haltestelle liegt dann vor der Haustür.

Gesucht: Haus für jedes Alter (Die Linke)

Der demographische Wandel stellt auch Norderstedt vor enorme Herausforderungen. Besonders im Wohnungsbau, dies zeigt nicht nur der durch Die Linke initiierte und gerade veröffentlichte Sozialbericht für die Stadt Norderstedt, muss die Stadt in Zukunft neue Wege finden. Immer mehr Menschen leben heute länger zu zweit oder später allein. Bei den aktuellen und in Zukunft zu erwartenden Preisen wird dies für immer weniger Menschen möglich sein, wenn es uns nicht gelingt, kleinere, bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Dies wird insbesondere schwierig, da es ab 2016 keinen geförderten, sozialen Wohnungsbau mehr in Norderstedt gibt.
Aber nicht nur kleiner und bezahlbarer muss neuer Wohnraum sein, auch sollten wir neue Formen des Zusammenlebens finden. Generationsübergreifendes Wohnen und Leben, Jung und Alt unter einem Dach, sollte in Zukunft die längst verlorenen Familienstrukturen ersetzen. Dazu gibt es gute Ansätze, die auch schnell in Norderstedt umgesetzt werden sollten.